GB

Kürzlich wurde der bekannte Seifenoperndarsteller William Roache in Großbritannien festgenommen. Er steht Medienberichten zufolge unter dem Verdacht der Vergewaltigung einer Minderjährigen. Der 81-Jährige aus Wilmslow wurde laut Polizeiangaben in der Grafschaft Cheshire unter Vergewaltigungsverdacht festgenommen.
Britische Medien identifizierten die Person als Roache, der durch die Seifenoper "Coronation Street" bekannt wurde. Im Jahr 1967 soll er ein "unter 16 Jahre altes Mädchen vergewaltigt" haben, berichtet man. In der Fernsehserie "Coronation Street" spielt er den Schürzenjäger Ken Barlow.
Im Zuge von Ermittlungen in Großbritannien, bei denen zahlreiche bekannte Köpfe ins Visier der Behörden geraten waren, war der britische Schauspieler mit Äußerungen bezgl. der Missbrauchsfälle um den BBC-Moderator Jimmy Savile in die Kritik geraten.
Erst im März musste sich Roache öffentlich entschuldigen. Zuvor verlautbarte er, Missbrauchsopfer würden für Sünden aus einem "früheren Leben" bestraft. In einem anderen Interview hatte er gesagt, er habe Sex mit tausend Frauen gehabt. Laut Polizei würden die Vorwürfe gegen Roache in "keinem Zusammenhang" mit dem Fall Savile stehen.
Zuletzt gab es in der Sache Roache die Wendung, dass man den Vorwurf der Vergewaltigung einer Minderjährigen in einer Stellungnahme zurückgewiesen hatte. Darin erklärte man u.a., dass er "verblüfft und zutiefst schockiert von den außergewöhnlichen Ereignissen der vergangenen 24 Stunden" gewesen sei.
In einer anderen Sache hatte sich, entgegen der ursprünglichen Beteuerungen, der langjährige BBC-Moderator Stuart Hall zuletzt dazu bekannt, sexuelle Belästigungen von 13 Mädchen und "jungen Frauen" vollzogen zu haben. Laut Medienberichten war das jüngste der festgestellten Opfer erst neun Jahre alt. Die Taten seien nach offiziellen Darstellungen zwischen 1967 und 1985 verübt worden.
Seitens der Staatsanwaltschaft beschrieb man die Person Hall als "opportunistischen Jäger". Der 83-jährige TV-Star hatte die bekanntgewordenen 14 Belästigungsfälle (Mädchen/“junge Frauen“) bereits im letzten Monat bei einer dort unternommenen Anhörung zugeben müssen. Ein Vergewaltigungsvorwurf wurde laut Medien zu den Akten gelegt, da das Opfer wohl einen Prozess vermeiden will.
Die Mädchen sollen laut Polizeiangaben zwischen neun und 16 Jahre alt gewesen sein. Diese seien "sexuell belästigt worden". Anfangs hatte Hall noch beteuert, dass man ihn mit "bösartigen, kaltblütigen, schmerzhaften und vor allem unzutreffenden" Vorwürfen konfrontieren wolle, um ihn zu schädigen.
Der Fall Hall soll demnach auch mit denen des verstorbenen BBC-Starmoderators Jimmy Savile zusammenhängen. Savile soll jahrzehntelang Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Im Fall Savile hatten Ermittlungsbehörden mittgeteilt, dass nie zuvor in der heimischen Kriminalgeschichte so viele Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegenüber einer einzelnen Person erhoben wurden, wie in der Sache Savile.
Nach Saviles Tod wurden Vorwürfe geäußert, dass er seit vielen Jahre Mädchen missbraucht hätte. Im Laufe der posthumen Ermittlungen stieg die Zahl der gemeldeten Fälle innerhalb eines Jahres (bis Dezember 2012) auf etwa 450 an, hieß es in einem Bericht von "Spiegel". Die Hinweise bezogen sich demnach auf Taten aus der Zeit von 1959 bis 2006. In einem Bericht der Polizei vom Januar 2013 hieß es jedoch, dass die bekanntgewordenen Missbrauchsfälle wohl zwischen 1955 und 2009 vollzogen wurden. Laut einem Bericht von AFP ging die Polizei im März 2013 von 300 möglichen Opfern aus.
Im Zuge des Missbrauchsskandals um den britischen BBC-Starmoderator Jimmy Savile war im März der Fernsehkomiker Jim Davidson zum zweiten Mal festgenommen worden. Laut Polizei nahm man ihn wegen weiterer Vorwürfe bezgl. sexueller Übergriffe fest.
In einem Bericht der britischen Polizei und der Kinderschutzbehörde hieß es im Januar 2013, dass das jüngste festgestellte Missbrauchsopfer in der Sache Savile acht Jahre alt gewesen sein soll. Hier schrieb man ebenfalls, dass einige seiner Opfer im Alter zwischen acht und 47 Jahren in Krankenhäusern und sogar in einem Hospiz sexuell missbraucht wurden. Die Polizei registrierte zu dieser Zeit insgesamt 214 Vergehen.
In einem Bericht des Justizministeriums hieß es zur allgemeinen Thematik, dass zwischen 2009 und 2011 in England und Wales pro Jahr durchschnittlich 473.000 Sexualverbrechen an Erwachsenen begangen wurden, darunter 85.000 Vergewaltigungen. Nur 2910 Vergewaltigungen gelangten demnach vor Gericht, nur 1070 Täter wurden zu durchschnittlich acht Jahren Haft verurteilt.
Schon vor 1961 befragte die Polizei Savile erstmals zu Vorwürfen. Weiter ins Rollen kam die Sache jedoch erst nach seinem Tod. Eine Dame erzählte z.B. auch ihrer Therapeutin Valerie Sinason von düsteren okkulten Ritualen in den Kellerräumen des Stoke Mandeville-Krankenhauses im Jahr 1975.
Im März des Jahres 2008 hatte Savile rechtliche Schritte gegen die Zeitung "The Sun" unternommen, da man ihn in mehreren Artikeln mit dem Misshandlungsskandal beim Jersey-Kinderheim home Haut de la Garenne in Verbindung brachte. Eine anfängliche Leugnung, dass er Haut La Garenne je besucht habe, musste er nach der Veröffentlichung von Fotos korrigieren. Ein Ermittler berichtete zur Sache um "Garenne" im Jahr 2008, dass man dort Folterkammern und Kinderknochen entdeckt hätte. Nach der Absetzung des Ermittlers behauptete der Nachfolger, es waren nur Tierknochen.
In anderen Ländern gab es in der Vergangenheit ebenfalls (bekanntgewordene) nebulöse Dinge, z.B. auch der Casa-Pia-Missbrauchsskandal durch Prominente in Portugal. Bildaufnahmen der Taten wurden laut Medien von einem Kinderpornoring vertrieben. Eine besondere Brisanz hatte der Fall, da Politiker und andere bekannte Personen des öffentlichen Lebens verdächtigt wurden oder angeklagt waren.
Portugal zählte lange zu einer Hochburg für Kinderschänder. Erst in den 90er Jahren definierte man Gesetze derart, dass Sex mit Minderjährigen unter 14 Jahren ein Verbrechen sei, welches mit Haftstrafe geahndet werden kann. In diesem "stimmigen Klima" konnten Individuen ungestört hantieren. Man richtete sich regelrecht eine Verwertungskette ein, mit stetigem Nachschub an Heimkindern und Straßenkindern.
Eine weitere bekannte Sache war rückblickend etwa auch der Auftrags-Kinderfänger und Logistiker für einflussreiche Horrorbonzen Dutroux. Laut der ZDF-Reportage "Die Spur der Kinderschänder – Dutroux und die toten Zeugen" aus dem Jahr 2001 verstarben während der Ermittlungszeit nach Dutroux’ Verhaftung 27 Zeugen, welche eigentlich im Prozess aussagen wollten. Der Staatsanwalt Hubert Massa beging im Juli 1999 Suizid. Doch konnte kein eindeutiges Motiv geklärt werden. Es ist nicht auszuschließen, dass die verstorbenen Zeugen umgebracht wurden, um sie zum Schweigen zu bringen.
Zur allgemeinen Thematik:
Hall gesteht sexuelle Belästigungen
Kinderschänder-Urteil in Portugal
Einflussreiche Männer und Kinderschänderringe
Mitarbeiter vom Secret-Service festgenommen
Peter Morrison in einem Pädophilen-Ring verwickelt?
Opfer von Dutroux-Netzwerk verklagen Belgien
Schalleck: Rotkäppchens Schweigen
