(C) slowafternoon, 2005, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

Laut einem Bericht von "Zeit" hätte die deutsche Bundesregierung eine umstrittene Spionage-Software erworben. Das Bundesinnenministerium hätte dies gegenüber der Zeitung bestätigt. Dabei geht es um das Programm FinSpy (FinFisher).
Jenes diene der Quellen-Telekommunikationsüberwachung. Das Ministerium zahlte an den deutschen Vertreiber Elaman für eine zwölfmonatige Lizenz für zehn Computer 147.000 Euro. In der Vergangenheit wurde der Hersteller dieser Software, die britische Gamma Group, immer wieder kritisiert, da FinSpy in einer nicht-angepassten Version auch an autoritäre Regierungen verkauft wurde.
Entsprechend stößt der Erwerb seitens der deutschen Bundesregierung auf Kritik. Die internationale Sektion der Reporter ohne Grenzen führt Gamma deshalb auf ihrer Liste der Internetfeinde. Man verwies u.a. in einem Bericht von "Citizen Lab" (kanadische Bürgerrechtsorganisation), dem zufolge die Behörden von Bahrain heimlich FinSpy auf Computern von Oppositionellen installierten. Jene infizierten Systeme seien demnach nahezu vollständig und in Echtzeit überwacht worden.
Der Erwerb aus Steuergeldern für eine zwölfmonatige Lizenz könnte verschiedenen Spekulationen zufolge den Plänen geschuldet sein, dass künftig nicht mehr auf Programme privater Entwickler zurückgegriffen wird. Das dem deutschen BKA (Bundeskriminalamt) angehörige "Kompetenzzentrum Informationstechnische Überwachung", entwickelt laut Medienberichten einen eigenen Spionage-Trojaner, den man einsetzen wolle.
Laut offiziellen Verlautbarungen des Innenministeriums werde diese Software angeblich nicht vor dem Jahr 2014 zu erwarten sein. Im Herbst 2011 hatte der illegale Einsatz des in Deutschland genutzten Bundestrojaners für Schlagzeilen gesorgt, auf deren rechtswidrigen Informationsgewinnungsgrundlage man Rechtsakte aufbauen wollte. Auch in anderen Ländern wurden nebulöse und mit Sicherheitslücken gespickte Softwareprogramme in der freien Wildbahn angewendet.
Kürzlich wurde berichtet, dass Mozilla der Gamma International eine Unterlassungserklärung geschickt habe. Die Spionagesoftware des Herstellers hätte sich als der bekannte Open-Source-Browser ausgeben. Wie Alex Fowler, bei Mozilla für Global Privacy und Public Policy zuständig, in einem Blogeintrag verlautbarte, hat man dem Unternehmen daher wegen Markenrechtsverletzungen eine Unterlassungserklärung geschickt.
