(C) The U.S. Army, 2009, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY 2.0)

Die Zahl der Hungerstreikenden im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba war zuletzt auf über 100 angestiegen, heißt es seitens der Justizverwaltung. Man teilte mit, dass sich drei weitere Insassen dem Hungerstreik angeschlossen hätten.
Zwischenzeitlich werden wohl 20 Häftlinge zwangsernährt, gab der Militärsprecher Samuel House zu verstehen. Von diesen Personen würden sich fünf im Krankenhaus befinden, in Lebensgefahr würde keine der Personen schweben.
Anwälte der auf Kuba gefangengehaltenen Personen sprachen seit Beginn des Protestes Anfang Februar von rund 130 Hungerstreikenden. Laut deren Angaben würde sich der Protest der Inhaftierten im Kern gegen die unbegrenzte Haft ohne Anklage oder Prozess richten.
Diese illegale Haft würde den Worten der Anwälte zufolge bereits seit mehr als einem Jahrzehnt andauern. Es ist kein Ende in Sicht, sagte auch Laura Pitter von der Organisation Human Rights Watch. Nun sei die US-Regierung um Obama gefordert, diese müsse dem Treiben ein Ende setzen.
Der mit dem Friedensnobelpreis bedachte Präsident Barack Hussein Obama hatte vor seiner Wahl 2008 hoch und heilig versprochen, dass man das international kritisierte Lager zur Inhaftierung von Terrorverdächtigen schließen werde. In anderen Bereichen scheinen die präsidialen Befehle zu fruchten, doch scheinbar nicht bei dem Gefangenenlager.
Die Person Samir Naji al-Hasan Moqbel hatte kürzlich gegenüber der New York Times geschildert: "Guantanamo bringt mich um". Der Lagerinsasse beschrieb Mitte April in dem Gastbeitrag den Hungerstreik aus seiner Sicht. In diesem hieß es etwa: "Ich werde niemals das erste Mal vergessen, als sie den Schlauch für die Ernährung meine Nase hochgeschoben haben. Ich kann nicht beschreiben, wie schmerzhaft es ist, auf diese Weise zwangsernährt zu werden".
Nur kurze Zeit zuvor meldete man in US-Medien, dass Aufseher Gummigeschosse gegen die Häftlinge eingesetzt hätten. Damit wollten diese deren Protest beenden. Ein Sprecher des Lagers sagte gegenüber AFP, dass niemand "nennenswerte" Verletzungen erlitten hätte. Die Häftlinge in Camp 6 seien anschließend auf Einzelzellen verteilt worden.
Im Vorfeld hatten 25 NGOS (Nichtregierungsorganisationen) in einem Brief an den US-Präsidenten gefordert, dass eine rasche Schließung des Lagers in Guantanamo umgesetzt werden muss. Das Pentagon gab Anfang April lediglich die Zahl von 43 Personen an, die im Hungerstreik seien. Menschenrechtsorganisationen erklärten hingegen, dass mehr als die Hälfte der 166 Insassen beteiligt sei.
Anfang April hatte die Hochkommissarin der UN für Menschenrechte, Navi Pillay, die US-Regierung dazu aufgefordert, dass diese das Gefangenenlager von Guantanamo auf Kuba schließen solle. Pillay sagte in Genf, dass sie zutiefst enttäuscht sei, dass die US-Administration trotz wiederholter Ankündigungen nicht in der Lage gewesen sei, das Lager zu schließen.
