Russland Rüstung: ICBM Jars-M soll noch 2013 in Dienst gestellt werden


(C) Ian Sereda, 2010, Bild: Wikipedia (PD;A)

In Russland wolle die Armee noch in diesem Jahr den Typ Jars-M der neuen Interkontinentalrakete in Dienst stellen, verlautbarte der Befehlshaber der Strategischen Raketentruppen, Sergej Karakajew. Bei dieser RS-24 Jars (ug. Nato-Code: SS-X-29; rs. SS-27 Mod-2) handelt es sich offiziellen Darstellungen zufolge um eine Interkontinentalrakete auf mobiler Abschussrampe, mit Mehrfachsprengkopf.

Als Basis für die Entwicklung der Rakete wurde auf die alte Topol-M-Rakete zurückgegriffen. Offiziell soll sie die ballistischen Interkontinentalraketen RS-18 und RS-20 ablösen. Mit der Topol-M solle die RS-24 Jars den Kern der russischen strategischen Raketentruppen bilden, heißt es in russischen Medien. Anfang April dieses Jahres soll eine Quelle der Rüstungsindustrie gegenüber der staatsnahen Agentur Ria Nowosti gesagt haben, dass die russische Armee die erste modernisierte ballistische Rakete vom Typ Jars-M bis Ende des laufenden Jahres erhalten soll, so zumindest die offizielle Darstellung.

Der Generaloberst Sergej Karakajew wolle die Raketenregimenter in drei Divisionen mit neuen Systemen ausgerüstet sehen. Kürzlich gab der ehemalige Generaloberst Viktor Jessin zu verstehen, dass die Jars-M im Vergleich zu der Vorgängerversion ein "vollkommeneres Gefechtsgefüge" haben werde. Im September 2012 berichtete man, dass eine neue ballistische Flüssigkeits-Interkontinentalrakete bis zu zehn als Gefechtsköpfe getarnte Täuschkörper haben werde, die Entwicklung dieser solle "offiziell" bis zum Jahr 2018 abgeschlossen sein.

Ende Mai 2007 hatte man in russischen Medien, als hauptsächliche Quelle Ria Nowosti (seit 1993 staatlich), erstmals über die russische Interkontinentalrakete, die zum Transport von Kernwaffen dient, berichtet. Die RS-24 wurde bereits in 2010 in den Bestand der russischen Raketentruppen (RWSN) aufgenommen, deren Mannschaftsstärke derzeit um die 120.000 Mann beträgt. Die Rakete hat Schätzungsweise eine Reichweite von 12.000 Kilometern. Da es sich bei der Rakete um eine "mobile Art" handelt, welche mit einer mobilen Raketenstartrampe auf einem geländegängigen LKW transportiert wird, gilt dieses Waffensystem als autark. Ein solches System hat bei einem gegnerischen Erstschlag entsprechend eine hohe Wahrscheinlichkeit nicht ausgeschaltet zu werden.

Die Ankündigung zur Modernisierung von russischen Atomraketen wurde Mitte Juni 2008 durch den Vizechef der Strategischen Raketentruppen Vitali Linnik abermals bestätigt. Gegenüber Journalisten verlautbarte er damals: "Russlands Raketenschild war und ist am zuverlässigsten", auf dem Raketentest-Gelände Kapustin Jar in der Wolga-Region Astrachan. An der Entwicklung beteiligt war damaligen Ausführungen zufolge auch das Moskauer Institut für Wärmetechnik unter Leitung des Generalkonstrukteurs Juri Solomonow. Die beiden Tests im Vorjahr (2007) bezeichnete man als "vollen Erfolg". Damals, am 25. Dezember, hatte man bei einem Test vom Weltraumbahnhof Plessezk in Nordrussland, nach eigenen Darstellungen, erfolgreich ein Ziel mehr als 6000 Kilometer östlich der Pazifik-Halbinsel Kamtschatka getroffen.

Die neue Raketen-Variante solle laut Vitali Linnik (im Jahr 2008) die veralteten Interkontinentalraketen RS-18 und RS-20 ersetzen und künftig gemeinsam mit Topol-M (Einfachsprengkopf) die Grundlage der Offensivwaffen der Strategischen Raketentruppen bilden. Am 11. August 2011 (Moskauer Zeit) wurde ein Raketentest unternommen, wobei dieser offiziellen Darstellungen zufolge fehlgeschlagen sei. Die Rakete sei kurz nach dem Start auf dem Terrain des Weltraumbahnhofs (Plessezk) abgestürzt. Eine Quelle aus dem russischen Verteidigungsministerium soll gegenüber Nowosti gesagt haben, dass es sich bei der abgestürzten Rakete um die RS-24 „Jars“, ausgerüstet mit neuen Sprengköpfen, gehandelt hätte. Er soll angemerkt haben: "Dank den neuen Mehrfachsprengköpfen können die Möglichkeiten dieser Rakete erhöht werden, wenn es darum geht, neue Raketenabwehrsysteme zu durchbrechen". Russland wolle mit verschiedenen Maßnahmen eine "asymmetrische Antwort" auf den Aufbau des US-Raketenabwehrsystems liefern.

Ende Oktober 2012 teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, Wadim Kowal, mit, dass Russland seine Atomraketen unter verstärkten Schutz stellen wolle. In neun Verbänden der Strategischen Raketentruppen sollen demnach die Bewachungssysteme weitgehend modernisiert werden. Mitte Dezember vergangenen Jahres teilte der Befehlshaber Sergej Karakajew mit, dass Russlands strategische Raketentruppen bis Ende 2012 über rund 100 Abschussanlagen für die neuen Raketen vom Typ Topol-M und Jars verfügen werde. Die neuen Raketensysteme sollten offiziellen Verlautbarungen zufolge bei Saratow sowie im Raum Nowosibirsk und Kaluga in Stellung gehen. Wie bereits angemerkt, sollen in 2013 drei weitere Verbände mit den neuen Raketen ausgestattet werden. Parallel dazu werden die Kommando- und Kommunikationsanlagen modernisiert. Bis zum Jahr 2016 soll der Anteil der neuen Raketensysteme auf 60 Prozent und fünf Jahre später auf 98 Prozent steigen, sagte Karakajew laut russischen Medien im Dezember vergangenen Jahres.

Die Zeitung "Moskowski Komsomolez" teilte am zweiten Weihnachtsfeiertag (26.12.2012) mit, dass Russland ebenfalls eisenbahngestützte Raketenkomplexe als Reaktion auf die US-Pläne zur Stationierung eines Raketenabwehrsystems in Europa entwickeln wolle. Im Vorfeld hatte der russische EX-KGB-Offizier und FSB-Chef, Präsident Wladimir Putin, angemerkt, dass die US-Raketenabwehr das Kampfpotenzial des russischen Raketen- und Atomarsenals angeblich „auf null“ reduzieren würde. Russland wolle darauf mit der Entwicklung von offensiven Raketen- und Atomkomplexen antworten, so Putin. Laut dem Bericht der Zeitung (Moskowski Komsomolez) soll es sich um den eisenbahngestützten Raketenkomplex BZRK handeln.

  
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