(C) Alpha, 2010, Bild: Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Ein Gericht der Niederlande hat den Rückruf von etwa 50.000 Tonnen an vermeintlichem Rindfleisch bestätigt. Demnach hat das Handelsgericht von Den Haag einen Widerspruch des Fleischgroßhändlers Willy Selten abgelehnt, hieß es seitens des Richters Reinier van Zutphen.
Am vergangenen Dienstag hatten die Anwälte des Schlachtbetriebs erklärt, dass eine Rückrufaktion in diesem Ausmaß bizarr sei und eine Massenhysterie in Europa schüre. Die Lebensmittelkontrollbehörde der Niederlande ließ in der vergangenen Woche rund 50.000 Tonnen Rindfleisch zurückrufen, welches an etwa 370 Käufer in ganz Europa ausgeliefert worden sei.
Das Fleisch des niederländischen Großhändlers Selten könne Pferdefleisch enthalten, hieß es. In Deutschland wurden laut Bundesverbraucherministerium 124 Betriebe beliefert. Die Überwachungsbehörden der Bundesländer wurden veranlasst, dass die möglicherweise falsch als Rindfleisch deklarierte Ware aus dem Handel genommen wird. Betroffen waren in Deutschland demnach Händler, weiterverarbeitende Betriebe und Metzgereien in allen deutschen Bundesländern außer im Saarland und in Bremen.
Der Sprecher Holger Eichele der deutschen Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sagte Anfang März 2013, dass es bei den in den Niederlanden aus den Verkehr gezogenen 50.000 Tonnen Fleisch nicht um einen neuen Skandal handeln würde, sondern um die "Aufarbeitung der Ereignisse" vom Februar. Das deutsche Verbraucherministerium in Berlin gab in der vergangenen Woche zu verstehen, dass der Betrieb in den Niederlanden im Verdacht stehe, schon mehr als zwei Jahre lang Rindfleisch mit Pferdefleisch vermengt und falsch deklariert zu haben. Behörden der Niederlande hätten aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes die komplette Produktion von Januar 2011 bis Mitte Februar 2013 für den Handel gesperrt und veranlasst, die Waren vom Markt zu nehmen.
Der Skandal um Lebensmittelinhaltsstoffe in der EU war Anfang dieses Jahres ausgebrochen, als Pferdefleisch in Burgern der spanischen Firma AhorraMas und der irischen Firma Silvercrest Foods nachgewiesen worden war. Auch hieß es nachfolgend, dass eine vom schwedischen Tiefkühlkonzern Findus vertriebene Fertig-Lasagne Pferdefleisch enthielt.
Seitens des Unternehmens teilte man mit, dass das Fleisch aus Frankreich stamme. Dann hieß es aus Frankreich, dass das Fleisch aus Rumänien stamme und über Luxemburg bezogen wurde. In Rumänien hatte man danach empört reagiert. Ministerpräsident Victor Ponta sagte gegenüber der Presse "die Behauptungen [seien] falsch, dass dieses Fleisch von rumänischen Unternehmen geliefert wurde".
Laut Bukarest würden dabei keine Verträge mit französischen Firmen bestanden haben, in denen rumänische Unternehmen als Fleischlieferanten angegeben wurden. Alle Zahlungen erfolgten über Offshore-Unternehmen (darunter etwa auch in Zypern). Aus diesem Grund sei es schwierig zu beweisen, woher das Fleisch wirklich stammt.
Der stellvertretende Vorsitzende des Agrarausschusses im EU-Parlament, José Bové, sagte in einem Interview mit der britischen Zeitung „The Independent“, dass angeblich Mafiabanden in den Skandal mit verwickelt sind. Zudem äußerte Bové im Februar 2013 auch die Vermutung, dass statt Rindfleisch sogar Eselsfleisch verkauft worden sein könnte.
Bové verwies ebenfalls darauf, dass seit sechs Jahren ein Verbot von Pferdefuhrwerken auf rumänischen Straßen besteht. Millionen Tiere seien geschlachtet worden. Weil die Nachfrage nach Pferdefleisch in Rumänien nicht so hoch war, sei das Fleisch nach Europa verkauft worden, so Bové.
Ende Februar dieses Jahres verlautbarte man seitens Russlands, dass wegen des Fleischskandals in der EU möglicherweise die Einfuhr nach Russland weiter eingeschränkt werden soll. Bereits Anfang Februar hatte die russische Veterinärbehörde Rosselchosnadsor bekanntgegeben, dass der Import von gekühltem Fleisch aus Betrieben der USA und Deutschlands mit einer Sperre versehen wird. Dies wurde mit der Verbreitung der Schmallenberg-Virus-Infektion begründet. Von der Importsperre belegt seien Geflügel, Rind und Schweinefleisch. (mehr hier)
Im Mai 2012 verlautbarte der Ministerpräsident Russlands, Dmitri Medwedew, dass man die eigene Produktion von Rindfleisch um mindestens 90 Prozent steigern müsse, um den eigenen Bedarf zu decken. Hierfür seien vor allem große Produktionsstätten wie die in Brjansk notwendig, hieß es.
Finden Sie passende Bücher:
» Zum Thema Grillen und Fleisch
