Boston Anschlag

Nach dem Anschlag in Boston hat das FBI nun weltweite Ermittlungen angekündigt. Man werde bis ans Ende der Welt gehen, um den Anschlag aufklären zu können, sagte ein Ermittler gegenüber der Presse. Der US-Präsident stufte den Anschlag öffentlich als terroristischen Akt ein.
Die Motive seien derzeit wohl noch unklar. Bislang hat sich auch noch niemand zu dem Anschlag bekannt. Die pakistanischen Taliban hatten erklärt, nicht für die Anschläge in Boston verantwortlich zu sein. Das FBI hatte die Federführung für die Ermittlungen übernommen.
Der FBI-Agent Rick DesLauriers sagte, dass man einer Vielzahl an Hinweisen nachgehe. Die Ermittlungsarbeiten konzentrieren sich seinen Worten zufolge auf derzeit verschiedene Orte in Boston und der Umgebung. Für Boston würde es "keine unmittelbare Gefahr weiterer Anschläge geben", sagte er.
Am Montag waren bei Explosionen im Zielbereich des Marathonlaufs in Boston drei Personen getötet worden und über 176 Personen wurden teils schwer verletzt. Medienberichten zufolge befinden sich 17 Personen in einem kritischen Zustand.
Die gezündeten Bomben waren wohl auch mit Metallobjekten versehen worden. Bei vielen der verwundeten Personen hätte man kleine metallische Fragmente wie Nägel und Kugeln herausoperiert, sagte der Chirurg George Velmahos (Massachusetts General Hospital). Von mehreren Patienten hätte man die Beine amputieren müssen.
Am Anschlagsort von Boston seien über 30 Spezialisten der US-Waffenkontrollbehörde ATF im Einsatz, so der ATF-Beamte Gene Marquez. Der US-Sender CNN hatte berichtet, dass es sich möglicherweise um eine in einem Schnellkochtopf gebaute Bombe mit Zeitzünder gehandelt haben könnte.
Der Polizeichef von Boston, Ed Davis, betonte zuletzt, dass es im Zusammenhang mit der Attacke noch keine Festnahme gegeben habe. Zwei Staatsbürger aus Saudi-Arabien, welche im Zusammenhang mit den Anschlägen vernommen worden waren, seien nicht tatverdächtig, teilte unterdessen die Botschaft des Landes in Washington mit.
Der US-Sender NBC meldete unter Berufung auf Ermittler, dass die Polizei "mehrere Sprengsätze" am Explosionsort gefunden hätte. Nachdem die Bomben explodiert waren und Panik ausbrach, bezeichnete der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, dass die Lage insgesamt sehr unübersichtlich gewesen sei.
Die Detonation der Bomben erfolgte laut CNN gegen 14:45 Uhr (Ortszeit, 20.45 Uhr MESZ) im Abstand von etwa 13-15 Sekunden. Die zweite Bombe ging ca. 100 Meter entfernt hoch. Angaben über eine dritte Explosion hatte die Polizei von Boston zurückgezogen. Dazu hieß es, dass es sich bei dem Zwischenfall in der Präsidentenbibliothek von John F. Kennedy um ein Feuer gehandelt hätte. Der Bostoner Polizeichef Ed Davis sagte bei einer Pressekonferenz zuvor, dass sich an der Bibliothek eine Explosion ereignet hätte.
Fast 27.000 Läufer waren beim ältesten Städtelauf der Welt in Boston, der seit dem Jahr 1897 ausgetragen wird, an den Start gegangen. Mehr als 500.000 Menschen waren in Boston wegen des Marathons auf den Straßen.
Ban Ki Moon, der UN-Generalsekretär, hatte die Anschläge als sinnlose Gewalt verurteilt. Aus Russland konnte durch Wladimir Putin vernommen werden, dass er den Anschlag als barbarisches Verbrechen ansieht. Putin forderte eine aktive Koordination des weltweiten Anti-Terror-Kampfes.
Kurz nach den Explosionen schalteten die Behörden vorübergehend das Mobilfunknetz in Boston ab, um mögliche Fernzündungen weiterer Sprengsätze zu verhindern. Zwischenzeitlich war das Netz auch überlastet. Zudem hatte man den Luftraum gesperrt. In anderen großen Städten der USA hatte man die Sicherheitsvorkehrungen an strategisch wichtigen Orten verstärkt.
Verschiedene Augenzeugen berichteten, dass es eine ungewöhnlich hohe Präsenz von Sicherheitskräften gegeben hätte. Es wurde auch von Personen auf Dächern gesprochen. Suzann Taylor gab an, dass sie Militärangehörige gesehen hätte, welche die Szenerie mit Ferngläsern überwachten. „Es sah nicht normal aus“, gab sie zu verstehen. Beim Fernsehsender "Local 15" sagte ein Trainer der Bostoner Uni, Ali Stevenson, dass es ein ungewöhnlich hohes Aufkommen an Sicherheitskräften gegeben habe, das er in den Vorjahren nicht beobachten konnte.
Sprengstoffspürhunde der Sicherheitskräfte suchten u.a. den Bereich der Ziellinie ab. „Sie machten gegenüber Passanten ständig die Durchsage, sie sollten sich nicht sorgen, es sei nur eine Übung“, sagte Ali Stevenson „Ich glaube nicht, dass es sich nur um eine Übung handelte. Ich denke, sie hatten irgendeine Drohung oder einen verdächtigen Anruf erhalten“, so Stevenson weiter.
Stevenson sagte: "Die machten laufend Ansagen über Lautsprecher, dass es sich nur um einen Drill handelt und man sich keine Sorgen machen müsse. Es schien als gäbe es eine Art Bedrohung, aber man sagte laufend es wäre nur ein Drill".
Gegenüber CNN sagte ein Bundespolizist, dass die detonierten Sprengsätze verhältnismäßig klein waren und keine hochexplosiven Stoffe enthielten. Es könnte sich um Schwarzpulver oder Tannerite gehandelt haben. Ein Bombenexperte vom FBI, Kevin G. Miles, der sich im Ruhestand befindet, sagte, dass der weiße Rauch darauf hindeutet, dass es ein frei erhältlicher Explosivstoff gewesen sein könnte.
Die Explosionen ereigneten sich auf dem Copley Square, kurz vor der Ziellinie. Wie auf Bildmaterial zu erkennen ist, haben die Druckwellen Hausfassaden beschädigt und zersplitterten die Fensterscheiben u.a. der Boston Public Library.
Der Sender Fox-News berichtete, dass angeblich drei weitere Bomben entdeckt wurden, zwei wurden entschärft. Eine dritte der mutmaßlich entdeckten Bomben sei im Block 600 Boylston Street kontrolliert gesprengt worden. Danach bezeichnete der Polizeipräsident von Boston diese Berichte jedoch als falsch. Auch hatte der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, auf einer Pressekonferenz erklärt, dass außer den beiden explodierten keine weiteren Bomben gefunden worden seien. Es wurden mehrere verdächtige Gegenstände gesprengt, bei denen es sich jedoch nicht um Bomben gehandelt hätte.
Auf dem Logan International Airport wurden nach den Bombenexplosionen sämtliche ankommenden und abgehenden Flüge gestrichen. Wie bereits angemerkt, wurde auch der Luftraum von Boston und Massachusetts gesperrt. Seitens der Massachusetts Bay Transportation Authority stellte man den öffentlichen Nahverkehr zwei Stunden lang ein.
Sowohl die CIA (Central Intelligence Agency), das FBI (Federal Bureau of Investigation) und das NCTC (National Counterterrorism Center) stuften das Bombenattentat als terroristischen Akt ein. Die United States Navy unterstütze vor Ort die Behörden mit einem Bombenräumkommando.
