(C) Kevglobal, 2010, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-NC-SA 2.0)

In den Niederlanden fordert die zuständige Staatsanwaltschaft nun 15 Jahre Haft für einen Mann, der über verschiedene Verbindungsleute in Deutschland Spionagetätigkeiten für Russland vollzogen haben soll.
Laut Medienberichten soll die Person Raymond P. unter anderem Informationen über politische wie auch militärische Fragen der EU und NATO geliefert haben, hieß es seitens einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft von Den Haag.
P. hätte während seiner damaligen Tätigkeit im Außenministerium der Niederlande zudem sensible Informationen über Kollegen weitergereicht. Ebenfalls geht man davon aus, dass dadurch möglicherweise das Leben von Dritten in Gefahr gebracht worden sein könnte.
Die beschuldigte Person Raymond P. war im März vergangenen Jahres (2012) verhaftet worden. Dies wurde u.a. auch durch Informationen ermöglicht, die sich bei den Ermittlungstätigkeiten gegen ein mutmaßliches Agenten-Paar in Deutschland ergeben hatten.
Dieses Paar war unter dem Alias-Namen Andreas und Heidrun Anschlag aktiv. Es steht derzeit im deutschen Stuttgart vor Gericht. Man wirft den beiden Personen vor, mehr als zwanzig Jahre lang für den russischen Geheimdienst spioniert zu haben.
Nach Einschätzungen der niederländischen und deutschen Anklagebehörden hätte die Person P. den in Deutschland aktiven Anschlags von 2008 bis 2011 regelmäßig Dokumente der EU und NATO zukommen lassen. Dafür sollen an Raymond P. von den Anschlags mehr als 72.000 Euro geflossen sein. Laut der Staatsanwaltschaft der Niederlande war die Person P. hoch verschuldet.
Die Argumentation des Anwalts von Raymond P. wurde Medienberichten zufolge zurückgewiesen, wonach sich sein Mandant nur mit den Anschlags getroffen hätte, weil er ihnen bei der Suche nach einer Ferienwohnung in den Niederlanden helfen wollte. Die Staatsanwaltschaft erklärte, dass man sich diese Story zurechtgelegt hätte, für den Fall dass die Spionagetätigkeiten auffliegen.
Laut De Telegraaf, war der beschuldigte ehemalige Offizier Raymond P. Vize-Konsul der Niederlande in Hong Kong seit 2008. Die Deutschen (Behörden) entdeckten einen "Link" (Verbindung) mit dem Haager-Beamten nach einem Tipp des FBI. Bei Untersuchungen des FBI in 2010 stellte sich heraus, dass ein Spionagering in den USA auch die russische Frau Anna Chapman umfasste. Hier entdeckten die Ermittler das benannte Ehepaar in Deutschland, welches laut US-Medien in Kontakt mit Chapman gestanden haben soll.
Das Ehepaar Andreas und Heidrun Anschlag hätten einen Kurzwellensender genutzt, um Informationen aus verschiedenen Ländern an den SVR (SWR) zu senden. Der Sluschba Wneschnei Raswedki, in englischer Transkription „Sluzhba Vneshney Razvedki“ (zu dt. etwa: "Dienst der Außenaufklärung"), ist ein Auslandsgeheimdienst der Russischen Föderation (nachfolgende Sowjet-Struktur). Die Tätigkeitsfelder der SWR umfassen Politik, Ökonomie, Wissenschaft und Technik. Zentraler Sitz des Dienstes ist Jassenewo am südlichen Stadtrand Moskaus. Der Dienst verfügt über rund 13.000 Mitarbeiter.
Die Einschleusung von Illegalen unter falscher oder (scheinbar) echter Identität (Identitäten ausgewanderter und/oder verstorbener Personen werden „übernommen“) war eine speziell vom KGB (Sowjet) und vom früheren Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR perfektionierte Methode, um Agenten im westlichen Ausland zu platzieren, ohne durch ihren „Vorlauf“ im Ostblock Verdacht zu erwecken.
Laut der vom Bundesanwalt Wolfgang Siegmund verlesenen Anklage kamen die beiden mutmaßlichen Spione (Alias: Andreas und Heidrun Anschlag) 1988 und 1990 als angebliche Österreicher nach Deutschland und gaben damals an, in Südamerika geboren und aufgewachsen zu sein.
Weiterführendes:
Okt/2012: Agententhriller von historischer Dimension
Jan/2013: Ehepaar belog sogar Tochter
Russisches Agentenpaar steht in Stuttgart vor Gericht
Apr/2012: Dutch arrest Foreign Ministry official for spying for Russia
