(C) DES Daughter, 2011, Bild: flickr (nicht portiert) (CC BY-SA 2.0)

In einem der größten Medikamenten-Skandale in Frankreich droht nun der Arzneimittelaufsicht des Landes ANSM ein Ermittlungsverfahren. Der Chef von ANSM, Dominique Maraninchi, wurde am Dienstag wegen der Affäre bezgl. des Diabetes-Medikaments Mediator von den ermittelnden Untersuchungsrichtern vorgeladen.
Die zuständige Justiz Frankreichs würde nun die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens gegen die Behörde in der Person ihres rechtlichen Vertreters wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung prüfen.
Anfang Dezember 2012 wurden bereits gegen den Pharma-Chef Jacques Servier wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung Ermittlungen eingeleitet. Es gehe um zwei Todesfälle und rund 40 Fälle von Körperverletzung, die mutmaßlich auf das Diabetes-Medikament Mediator zurückgingen, hieß es im Dezember aus Justizkreisen in Paris.
Damit könnte der 90-jährige Chef des Pharmakonzerns Servier erstmals direkt für die verheerenden Auswirkungen des Mittels zur Rechenschaft gezogen werden, verlautbarten damals französische Medienberichte.
Anfang September kündigte man seitens der EU an, dass man Arzneimittel künftig besser überwachen wolle und zudem die Nebenwirkungen "besser" überprüft sehen möchte. Das Europaparlament reagierte damit auch auf den Skandal um das Diabetes-Mittel Mediator des französischen Pharmakonzerns Servier.
Schon Mitte Mai vergangenen Jahres hieß es in Medienberichten, dass im Skandal um das Diabetes-Mittel Mediator, das für den Tod von mindestens 500 Menschen verantwortlich gemacht wird, der erste Strafprozess im französischen Nanterre bei Paris begonnen hatte. Hier stand zudem der 90-jährige Chef des Pharmaunternehmens, Jacques Servier, dem schwerer Betrug vorgeworfen wird, vor Gericht.
Zur damaligen Zeit forderten etwa 350 Personen Schadenersatz von dem Unternehmen Servier. Sie warfen dem Unternehmen vor, dass die Gefahren durch das Medikament schon seit Jahren bekannt gewesen seien. Servier hatte von 1976 bis 2009 das umstrittene Medikament verkauft, welches auch als Appetitzügler (Wirkstoff Benfluorex) Verwendung fand.
Nach damaligen Schätzungen seien 500 bis 2000 Menschen an den Folgen des Mittels verstorben. Im Mai 2012 wollten die Anwälte Serviers den Prozess gleich zu Beginn mit einer Verfahrensfrage stoppen und forderten die Zusammenlegung mit Ermittlungen gegen Servier durch Untersuchungsrichter in Paris.
In einer ersten wissenschaftlichen Untersuchung, die man im Februar 2012 vorstellte, hieß es, dass mindestens 1300 Menschen zwischen 1976 und 2009 durch das umstrittene Diabetes-Medikament Mediator gestorben sind. Die Untersuchungsergebnisse veröffentlichte man damals in der Fachzeitschrift "Pharmacoepidemiology & Drug Safety".
Bild-Quelle: flickr (symbolisch)
