Republik Zypern

Nach dem ominösen Beschluss für ein Rettungspaket für Zypern, müssen nun auch die Menschen dort direkt mit Einbußen zurechtkommen. Durch eine Sonderabgabe werden die Bankkunden des Landes direkt mit beteiligt.
Auf deren Guthaben wird eine Sonderabgabe erhoben, was in den bisherigen Euro-Rettereien eine neue Qualität darstellt. Den Angaben zufolge, müssen die Bankkunden aus dem In- und Ausland mit bis zu 100.000 Euro an Einlagen eine Abgabe von einmalig 6,75 Prozent zahlen; Kunden mit mehr als 100.000 Euro 9,9 Prozent – die von den Einlagen des Kontos genommen werden.
Mit dieser verkappten Teil-Enteignung sollen 5,8 Milliarden Euro zusammenkommen. Schon vor der offiziellen Einigung beim EU-Gipfel hatte man entsprechende Maßnahmen eingeleitet, damit die Bankkunden nicht über das Wochenende ihre Konten leerräumen. Die Regierung von Zypern musste den Anteil der "Sonderabgabe" per Eilgesetz blockieren.
Der Deutsche Jörg Asmussen, der als Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) fungiert, gab zu verstehen, dass die zyprische Regierung bereits am Abend mit der Umsetzung begonnen hätte, was die Maßnahmen zur Zwangsabgabe auf Kundeneinlagen bei den Banken angeht. Die Abgabe sei Teil einer gerechten Lastenverteilung, heißt es.
Den offiziellen Angaben zufolge, müssen die Bankkunden durch die "sehr besondere Situation" des zyprischen Bankensektors auch ihre Rechnung zur „Rettung“ mittragen. Zypern muss seinen Bankensektor nun bis zum Jahr 2018 per Vorgaben auf ein durchschnittliches Maß zurechtstutzen. Auch solle die im direkten EU-Vergleich niedrige Unternehmenssteuer von zehn auf 12,5 Prozent angehoben werden.
Die erst im vergangenen Februar gewählte zyprische Regierung verpflichtet sich außerdem zu Einsparungen, Reformen und dem Verkauf von Staatsbesitz. Vor allem dürfte der Schritt zur Wegnahme von Geldmitteln auf den Konten bei zyprischen Banken Kleinsparer und normale Menschen des Inselstaates treffen. Im Vorfeld wurde jedoch das ominöse Bild aufgebaut, dass in Zypern angeblich nur Geldwäscher und Kriminelle leben würden.
In Deutschland hat man den ausgehandelten Deal begrüßt. Seitens der Opposition gab es jedoch noch einige Zweifel, da scheinbar nicht genug zugelangt wurde. Der deutsche FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle gab z.B. zu verstehen: "Es ist zu begrüßen, dass nun auch die Gläubiger mit nahezu einem Drittel an der Hilfe für Zypern beteiligt werden sollen".
Seitens der sozialistischen Grünen in Deutschland gab man z.B. durch Priska Hinz zu verstehen, dass man es begrüße, auch die Inhaber eines Kontos in der Insel-Republik zu beteiligen. Es sei ein bemerkenswerter Schritt, die Einleger zu beteiligen, sagte sie am Samstag im Deutschlandfunk. "Es ist aber aus unserer Sicht ein notwendiger Schritt."
Dumm dürfte es für Menschen aussehen, die z.B. seit Jahren für eine bestimmte Sache gespart und ein eher geringes Einkommen haben. Mit der zwangsweisen Wegnahme von Geld könnten ggf. auch Verträge etc. bei einigen Personen in Bedrängnis geraten.
In Zypern ist man stinksauer darüber, dass ausländische Kräfte sich zum Diktator über fremde Länder aufschwingen. "Ich bin extrem wütend. Ich habe Jahre über Jahre gearbeitet, um dies anzusparen und jetzt verliere ich etwas, weil die Niederländer und Deutschen es sagen", ärgerte sich ein 54-jähriger Zypriot.
Ein Rentner gab gegenüber der Presse vor Ort zu verstehen: "Das ist schlicht und einfach Diebstahl." Genutzt haben die wilden Schimpfereien jedoch nichts. Das Geld war schon weg. Insgesamt soll Zypern so Einnahmen von 5,8 Milliarden Euro zufließen.
Es kam besonders zu einem Ansturm auf Genossenschaftsbanken, die auch am Samstag geöffnet sind. Vor den Banken spielten sich Augenzeugenberichten zufolge teils dramatische Szenen ab. Wütende Kunden versuchten, an ihr Geld zu kommen. Die Banken hatten bereits vorgesorgt und den Anteil der Einlagen eingefroren.
