Jesuit neuer Papst: Franziskus I. aka Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien übernimmt das Ruder


(C) Lora Beebe, 2004, Bild: Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Die Kirche hat einen neuen Papst. Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist zum neuen (266.) Papst Franziskus I. gewählt worden. Mit dieser Entscheidung kommt das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche erstmals aus Lateinamerika. Im Vorfeld sei Bergoglio nicht als Favorit für das Amt des Papstes genannt worden, so die Medienberichterstattung.

Der Argentinier ist Jesuit, was ebenso eine Premiere darstellt, da noch nie ein Mitglied dieses Ordens an der Spitze der katholischen Kirche stand. Bei dieser Papstwahl benötigten die 115 Kardinäle des Konklaves fünf Wahlgänge, um den Nachfolger des zurückgetretenen Benedikt XVI. mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit zu wählen.

Am Mittwochabend um etwa 19:05 war dann die Entscheidung gefallen und es stieg weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle auf. Nachfolgend trat der Gewählte auf den Balkon und spendete den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis"). Die Einführungsmesse für das neue Kirchenoberhaupt ist für kommenden Dienstag geplant.

Der US-Präsident Barack Obama sagte, er freue sich darauf, mit Papst Franziskus I. zusammenzuarbeiten, um Frieden, Sicherheit und die Würde aller "Mitmenschen, unabhängig ihres Glaubens" zu stärken. Der Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon gratulierte dem neuen Kirchenoberhaupt und allen Katholiken.

Seine Anhänger rühmen Bergoglio für seinen Kampf gegen die Armut; doch der Geistliche ist eine durchaus umstrittene Figur in seiner Heimat Argentinien. Der polnische Theologieprofessor und langjährige Sekretär der katholischen Bischofskonferenz Polens, Bischof Tadeusz Pieronek, nannte die Wahl von Franziskus I. zum Papst „eine große Überraschung“.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte: "Weit über die katholische Christenheit hinaus erwarten viele von ihm [Franziskus I.] Orientierung". Auch Beamte der Europäischen Union gratulierten Franziskus I. zu seiner Wahl. Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner erklärte: "Es ist unser Wunsch, dass er, indem er die Führung der Kirche übernimmt, eine fruchtbare Aufgabe erfüllt, die so große Verantwortung für die Gerechtigkeit, die Gleichheit, die Brüderlichkeit und den Frieden der Menschheit beinhaltet".

Der Sohn eines Eisenbahnangestellten kam am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires zur Welt. Jorge Mario Bergoglio (mit einem italienischen Nachnamen) wurde in der Vergangenheit als ein "stiller Intellektueller" bezeichnet. Nach seiner Schulzeit erlangte er zunächst einen Abschluss als Chemiker, im Jahr 1958 trat er dem Jesuitenorden bei. Er ist ein Jesuit der alten Schule, treu St. Ignatius. Dann studierte er Geisteswissenschaften in Deutschland und Chile. Auch unterrichtete er Literaturwissenschaften und Psychologie. Als er nach Buenos Aires (Argentinien) zurückkehrte, studierte er an der Theologischen Fakultät des Colegio Máximo San José in San Miguel Philosophie. Nach der Priesterweihe im Jahr 1969 folgten zahlreiche Kirchenämter. Im Jahr 1998 wurde er Bischof von Buenos Aires und 2001 Kardinal. Nach dem Tod von Johannes Paul II. wurde der argentinische Erzbischof Jorge Mario Bergoglio als möglicher Nachfolger für das Amt in Rom gehandelt.

Er wurde für die Jesuiten am 13. Dezember 1969 während seiner theologischen Studien an der Theologischen Fakultät von San Miguel geweiht. Er war Novizenmeister in San Miguel, wo er auch Theologie lehrte. Er war Provincial für Argentinien (1973-1979) und Rektor der Philosophisch-Theologischen Fakultät der San Miguel (1980-1986). Nach Abschluss seiner Doktorarbeit in Deutschland, diente er als Beichtvater und geistlicher Leiter in Córdoba. Am 8. November 2005 wurde er zum Präsidenten der Bischofskonferenz Argentiniens. Mitglied - Gemeinden: Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Kongregation für den Klerus, für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens; Päpstlicher Rat für die Familie; Päpstliche Kommission für Lateinamerika; XI Ordentlicher Rat des Generalsekretariats der Bischofssynode.

Im Jahr 2001 nahm ihn Papst Johannes Paul II. mit der Ernennung zum Kardinalpriester (bestellt am 21. Februar 2001), mit der Titelkirche San Roberto Bellarmino, in das Kardinalskollegium auf. Hier fiel Bergoglio durch seine Zurückhaltung auf. Hunderte Argentinier hatten damals Fundraising-Aktionen (Mittelakquisitionen bzw. Mittelbeschaffungen) gestartet, um nach Rom fliegen zu können und ihm seine Achtung zu schenken. Doch Bergoglio stoppte sie und befahl ihnen, in Argentinien zu bleiben und das eingesammelte Geld wieder für humanistische Zwecke zu verteilen. In Rom feierte er seine neue Ehre fast allein und mit Strenge in der Fastenzeit.

Im Oktober 2009 rief Kardinal Bergoglio in einer als regierungskritisch verstandenen Ansprache über eine Million Jugendliche mehrfach zu: „Dass sie uns nicht die Hoffnung rauben!“. Auch forderte er die Jugendlichen, angesichts von Armut und Perspektivlosigkeit, zum Zusammenhalt auf und bat die Jungfrau von Lujan darum, die „Hoffnung zu erneuern“, was von Kommentatoren als Aufruf zur Veränderung und zur politischen Stellungnahme interpretiert wurde.

Luján ist eine Stadt im östlichen Argentinien, gelegen in der Provinz Buenos Aires, etwa 75 Kilometer westlich der Landeshauptstadt Buenos Aires. Es ist der bedeutendste Wallfahrtsort des Landes. Die damalige Ansprache stand direkt im Zusammenhang mit einem Dokument der Argentinischen Bischofskonferenz, das die Perspektiven einer „erneuerten Nation“ in den Fokus der weiteren Entwicklung stellte.

In einem Interview mit Kardinal Jorge Mario Bergoglio ("In Kirche und Welt" - Internationale Monatszeitschrift; Ausgabe Nr. 11 - 2007) gab er u.a. zu verstehen: Man bleibt nicht gläubig, wenn man wie die Traditionalisten oder die Fundamentalisten am Buchstaben klebt. Treue ist immer Änderung, Aufkeimen, Wachstum. Der Herr bewirkt eine Änderung in dem, der ihm treu ist [...] Das Risiko derer, die sich von der geschlossenen Welt ihres Tarsis über alles beklagen oder sich, wenn sie sich in ihrer Existenz bedroht fühlen, in Schlachten stürzen, um letztendlich nur noch mehr mit sich selbst beschäftigt, auf sich selbst konzentriert zu sein [...] Der apostolische Eifer erneuert sich, solange wir Zeugnis ablegen für den, der uns zuerst geliebt hat [...] Das, was De Lubac als „spirituelle Mondänität“ bezeichnete. Das ist die größte Gefahr für die Kirche, für uns, die wir in der Kirche sind. „Es ist schlimmer,“ sagt De Lubac, „katastrophaler als jene infame Lepra, die die erwählte Braut zu den Zeiten der freidenkerischen Päpste entstellte.“ Spirituelle Mondänität ist, wenn man sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Es ist das, was Jesus unter den Pharisäern erkennen kann: „… Ihr, die ihr euch selbst verherrlicht, die ihr einander selbst verherrlicht“.

In der JewishTimes berichtete (JTA Wire Service/14.03.13) man nach der Wahl des neuen Papstes (Bergoglio), dass er auch ein gutes Verhältnis zu den argentinischen Juden gepflegt hätte. Als Erzbischof von Buenos Aires besuchte er z.B. zum Rosch ha-Schana die Benei Tikva Slijot Synagoge im September 2007. Rabbi David Rosen, der Direktor für interreligiöse Angelegenheiten des American Jewish Committee, sagte der JTA, dass der neue Papst ein "warm, süß und bescheidener Mensch" sei. Nach der Bombardierung des jüdischen AMIA Gemeindezentrums im Jahr 1994 "zeigte er Solidarität mit der jüdischen Gemeinde," sagte Rosen. Israel Singer, der ehemalige Leiter des World Jewish Congress, sagte, dass er mit Bergoglio Zeit verbracht hätte, als damals die Verteilung von Hilfslieferungen für die Armen in Buenos Aires in den frühen 2000er Jahren durchgeführt wurde, im Rahmen eines jüdisch-katholischen Programm namens Tzedaka.

Aus dem "verbotenen Tagebuch des Konklaves" (2005) ist bekannt, dass widerlegt werden konnte, dass die nach der damaligen Wahl vielfach wiederholte Behauptung, der ehemaligen Erzbischof von Mailand, Kardinal Carlo Maria Martini, sei bei der Wahl der „Gegenspieler“ Ratzingers gewesen und habe eine Rolle gespielt. Bestätigung findet hingegen, dass der einzige wirkliche „Konkurrent“ der Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, gewesen war. Das unerwartet hohe Ergebnis des Erzbischofs von Buenos Aires sorgte damals nicht minder für Gesprächsstoff. Der deutsche Kardinal Joseph Aloisius Ratzinger (Benedikt XVI.) wurde im vierten Wahlgang mit 84 Stimmen (73 Prozent) zum Papst gewählt. Die Zustimmung für Kardinal Bergoglio fiel bei der damaligen Wahl von zwischenzeitlich 40 auf nur noch 26 Voten ab.

Das Konklave, die Papstwahl, zählt zu den am strengsten geheim gehaltenen Ereignissen der Welt. Streng abgeschottet wählen in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes dessen Nachfolger. Die Öffentlichkeit wird über die Wahlergebnisse mit schwarzem und weißem Rauch aus dem Kamin der Kapelle informiert. Wer Details der Wahl preisgibt, muss mit hohen Kirchenstrafen rechnen. Trotzdem wurde nach dem letzten Konklave, in dem im April 2005 Papst Benedikt XVI. gewählt wurde, das geheime Tagebuch eines Kardinals veröffentlicht. Anhand dieses Dokuments rekonstruierte der Film “Mythos Konklave” den Verlauf der damaligen Papstwahl. Dabei wird deutlich, dass Joseph Ratzinger zwar ein aussichtsreicher Kandidat der Konservativen war, dass es aber auch einen progressiven Gegenkandidaten gab: den Argentinier Jorge Mario Bergoglio. Er hatte so viele Anhänger, dass sie mit einer Sperrminorität die Wahl Ratzingers hätten verhindern können.

Von "Wikileaks" veröffentlichte Dokumente enthielten auch Einschätzungen zur damaligen Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. Die Entscheidung für den Deutschen im Konklave sei eine "Überraschung für viele", ja sogar ein "Schock" gewesen, hieß es in der italienischen Tageszeitung "La Stampa". Dem Bericht zufolge rechneten US-Diplomaten nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. am ehesten mit der Wahl eines Lateinamerikaners zum Nachfolger.

Als schärfster Konkurrent Ratzingers im Konklave galt damals der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio. Nach den damaligen Einschätzungen der Informationen für das US-Außenministerium wurde der bisher "mächtige Kardinal" Ratzinger von den Medien "wie ein autokratischer Despot" beschrieben. Im direkten Gespräch hingegen sei er "überraschend demütig, spirituell und angenehm" gewesen. Das Pontifikat werde im Zeichen der Kontinuität stehen und europäisch geprägt sein, hieß es in den diplomatischen Depeschen die von Wikileaks veröffentlicht worden waren.

Von einer möglichen neuen "Achse Rom-Köln" sprach zu der Zeit ein als geheim eingestufter Bericht der US-Botschaft in Berlin nach der Papstwahl. Im deutschen Klerus herrschte "Skepsis, ob die Wahl Ratzingers der deutschen Kirche auf lange Sicht etwas bringt". Der Kölner Kardinal Joachim Meisner galt dabei als enger Vertrauter von Benedikt XVI. Ein "einflussreicher Jesuit" habe den Diplomaten in einem Hintergrundgespräch gesagt, Ratzingers konservative Züge müssten nicht unbedingt bestimmend für seine Amtsführung als Papst werden. Benedikt XVI. könne durchaus "zu den reformerischen Positionen seiner Anfänge zurückkehren".

Radio Vatikan berichtete darüber hinaus, über eine von Wikileaks veröffentlichte siebenseitige Geheimanalyse der US-Regierung vom 12. Mai 2005, rund drei Wochen nach der Wahl Ratzingers zum Papst. "In Zeiten der Krise flüchtet sich die Kirche in ihre europäische Identität", hieß es darin. Der neue Papst kenne die Probleme der Weltkirche sehr gut. Er sei ein Gegner eines türkischen Beitritts zur EU und werde sich "kämpferisch gegen den Säkularismus in den USA und anderen Nationen des Westens engagieren".

Ein weiteres Element seien ausgeprägte Sprachkenntnisse und vor allem müsse der neue Papst Italienisch können, die "Sprache der vatikanischen Bürokratie", so ein Dokument vom 14. April 2005 (von der amerikanischen Botschaft beim Vatikan an Außenministerin Condoleezza Rice). Im weiteren Verlauf schrieb man: "Er wird seelsorgerische Erfahrungen haben müssen, um seine menschlichen Qualitäten zu beweisen", "internationale Erfahrung, um die wichtigsten Fragen unserer Zeit angehen zu können" und "ein guter Kommunikator sein, geschickt im Umgang mit den neuen elektronischen Medien, um die Botschaft der Kirche auf klare und mächtige Art und Weise zu verbreiten."

Am 19. April 2005, dem Tag, an dem Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt wurde, gesteht ein Telegramm von Rom nach Washington ein, dass die Einschätzung und die Vorhersage falsch waren. "Erst gestern sprach Poloff [ein politischer Offizier an der US-Botschaft] mit einer Quelle [der Name wurde geschwärzt], der über eine Wahl Ratzingers witzelte."

Über die Folgen der Wahl schreibt ein Mitarbeiter der US-Botschaft in Berlin namens „Cloud“ unter dem Titel: "Achse Rom-Köln? Deutschland und Benedikt XVI.". Inhalt des Berichts ist, wie "Deutschland und der deutsche Katholizismus die Wahl Benedikts XVI. mit einer Mischung aus Stolz, Vorbehalt und Skepsis" aufgenommen hätten. Um letzteren Aspekt zu verdeutlichen, zitierte der Bericht "einen einflussreichen deutschen Jesuiten, der uns sagte, dass der Konservativismus Ratzingers sich nicht als Hauptcharakteristikum des Pontifikats erweisen könnte und die Hoffnung aussprach, dass er zu den ursprünglichen Reformpositionen zurückkehren möge".

Weiter heißt es: "Im deutschen Klerus herrscht Skepsis darüber, dass die Wahl Ratzingers für die deutsche Kirche langfristig Vorteile bringt." Dies beweise, "was uns ein Mitarbeiter der Bischofskonferenz sagte", wonach "die Jungen, die heute konservativer seien als ihre Eltern, einerseits interessiert an der Kritik des neuen Papstes gegen die herrschende soziale Ordnung seien", andererseits jedoch "nur schwer eine Moralvorstellung teilen können, die ihre individuelle Freiheit, die sie genießen, einschränkt". Der Bericht zieht den Schluss: "Es steht fest, dass die deutsche katholische Kirche, von der Ratzinger seit mehr als 20 Jahren abwesend ist, während dieses Pontifikats weder eine Bevorzugung noch eine besondere Rolle spielen wird".

Die Gründe dafür seien "frühere Konflikte" und die "Sorge, dass Rom versuchen könnte, einen stärkeren Einfluss in Deutschland geltend zu machen". Zur Bestätigung "erinnern einige führende Laien, wie Ratzinger nach 1990 versuchte, die Eingliederung eines Priesterseminars” aus der DDR-Zeit "in die Universität Erfurt zu verhindern, überzeugt, dass die finanziellen, politischen und institutionellen Bindungen zwischen Kirche und Staat in Deutschland die Unabhängigkeit und moralische Autorität der Kirche schwächen [könnte]."

Der Pater Carlos Mugica (geb. 07.10.1930), ein römisch-katholischer Priester und Aktivist in Argentinien, der mit der peronistischen Linken (Peronismus bezeichnet eine politische und gesellschaftliche Bewegung in Argentinien) sympathisierte, wurde am 11. Mai 1974 ermordet. Vor der Kirche San Francisco Solano, im Arbeiterviertel Mataderos in Buenos Aires, wo er damals gerade die Messe feierte und sich mit einem jungen Brautpaar unterhielt. „Jene, die in politischen Gruppierungen aktiv waren, betrachteten ihn als politischen Anführer. Für die Leute der Villa war er einfach nur "el padrecito" (dt. der Papa),“ sagt Guillermo Torre, sein Nachfolger in der Kirche Cristo Obrero in Villa Retiro. Am 9. April 1999 wurden die sterblichen Überreste von Pater Carlos Mugica in die Kapelle der Villa überführt, wo er seinen Priesterdienst versah. Dazu das Gebet, welches damals der Erzbischof Jorge Mario Bergoglio (heute Papst Franziskus I.) bei diesem Anlass gesprochen hatte: „Erbarme dich unser, o Herr, für den Tod von Pater Carlos, hab Erbarmen mit seinen Mördern, mit all jenen, die diesen Mord geplant haben, mit jenem Großteil der Gesellschaft, der sich durch sein Schweigen zum Komplizen gemacht hat; erbarme dich unser für all die Male, die wir als Glieder der Kirche nicht den Mut hatten, diesen Mord anzuklagen“.

Die Rolle des neuen Papstes Franziskus I. (Jorge Mario Bergoglio) während der Militärdiktatur (1976-1983) ist wie die der gesamten, besonders konservativen katholischen Kirche Argentiniens nicht unumstritten. Die Kirche, der ein enormes Gewicht in der fast ausschließlich katholischen Bevölkerung zukommt, trat damals nicht eindeutig für die Wahrung der Menschenrechte ein, während die Militärs tausende Menschen in geheimen Folterlagern umbringen ließen.

Die Anhänger Bergoglios hoben hervor, dass er damals viele sozialorientierte Priester vor der Verfolgung durch die Todesschwadronen der Militärs rettete; andere werfen ihm Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal »linker« Priester vor. Im Jahr 2005 warf ihm der Menschenrechtsanwalt Marcelo Perrilli vor, in die Entführung der Jesuiten Franz Jalics und Orlando Yorio im Jahr 1976 verwickelt gewesen zu sein.

Während der Militärdiktatur kam es zu weiteren Entführungen und Misshandlungen von Seminaristen, Mitarbeitern des Colegio Máximo San José und politischen Aktivisten in San Miguel, einige davon unter Beteiligung des Jesuitenpaters Martín González. Betroffene und Zeitzeugen sind der Ansicht, dies hätte nicht ohne das Wissen Bergoglios geschehen können, der während seiner Amtszeit als Ordensprovinzial seinen Sitz im Colegio Máximo hatte.

In einem Buch wirft ihm der investigative Journalist Horacio Verbitsky vor, zwei Jesuiten, die in den Slums tätig waren, den Militärs ausgeliefert zu haben. Das ganze ging laut Los Angeles Times in 2005 auch vor Gericht, wo man eine Beschwerde zu diesbezüglichen Anklage einreichte. Dabei wurde jedoch betont, dass man nach argentinischem Recht eine Anklage auch mit einer recht niedrigen Hürde der vorhandenen Beweismittel einreichen könnte. Im Mai 1976 wurden die Priester Orlando Yorio und Francisco Jalics entführt. Sie tauchten etwa fünf Monate später, betäubt und halbnackt wieder auf. Zu der damaligen Zeit war Bergoglio Anführer in der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) von Argentinien.

Im Jahr 1975 gründeten südamerikanische Militärdiktaturen eine länderübergreifende nebulöse Vereinigung mit dem Ziel, politische Gegner sowohl in den jeweiligen Ländern als auch im Ausland zu beseitigen. Unter dem Codenamen „Operation Condor“ folterten und ermordeten in den 1970er und 1980er Jahren die Militär-Regime von Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay, Bolivien und Brasilien mit Billigung der Vereinigten-Staaten tausende Lateinamerikaner. Das Ziel: Die Ausschaltung von Regimegegnern und der Kampf gegen eine "internationale terroristische Aggression", wie es in einem Dokument der argentinischen Präsidentschaft vom 18. September 1979 heißt.

Am 13. November des Jahres 2000 wurden bis dahin als geheim eingestuften CIA-Dokumenten frei gegeben. Seither ist eine Rekonstruktion der kriminellen Machenschaften der Diktaturen Lateinamerikas besser möglich gewesen. Die bekannte argentinische Journalistin Stella Calloni hat jahrelang minutiös recherchiert wer, wann und wo die Todesschwadronen das Verschwinden lassen, die Ermordung von Oppositionellen organisierte.

Unter Anleitung der CIA fand ein Militärputsch, nicht nur in Argentinien, gegen die zivile Regierung statt. Todesschwadronen im Auftrag des Videla-Regimes terrorisieren das Land. Tausende wurden ermordet oder verschwanden für immer. Die US-Auslandsgeheimdienst CIA baute Buenos Aires zu ihrer Zentrale aus, von wo sie Mordkommandos gegen missliebige Personen und Gruppen in ganz Lateinamerika entsendete.

Die veröffentlichten Dokumente beziehen sich u.a. auch auf ein vertrauliches Treffen des damaligen US-Außenministers, Henry Kissinger, mit dem Außenminister der argentinischen Militärdiktatur, Admiral Cesar Augusto Guzzetti, vom Oktober 1976. Das wichtigste Dokument ist dabei eine "Gesprächsnotiz" - im Sprachgebrauch des Außenministeriums "Memcon" [memorandum of conversation] genannt - das die bisher geheimen Unterredungen Kissingers und Guzzettis im Hotel Waldorf Astoria in New York City dokumentiert. Ein internes Dokument des Außenministeriums, das die ersten sechs Monate der argentinischen Diktatur einschätzte, war nur wenige Wochen vor dem Treffen Kissingers mit Guzzetti fertiggestellt worden. Darin hieß es unter anderem:

"Der spektakulärste Aspekt des Antiterrorismuskampfes waren die mörderischen Aktivitäten der außergesetzlichen, rechten Todesschwadronen [die man in die ausgesuchten Länder einströmen ließ].

In einem Memo wird diese Unterredung folgendermaßen wiedergegeben:

"Argentinien ist jetzt mit einer Art subversivem Bürgerkrieg konfrontiert. In den Anfangsstadien mag die Lage Maßnahmen notwendig erscheinen lassen, die auf die Dauer nicht akzeptabel sind.... Man kann die Notwendigkeit einsehen, am Anfang hart durchzugreifen, aber es ist wichtig, dann zu einer moderateren Vorgehensweise überzugehen, die wir uns dauerhaft wünschen würden... Das Problem ist, dass die Vereinigten Staaten ein idealistisches und moralisches Land sind, und dass seine Bürger große Schwierigkeiten haben, die heutigen Probleme Argentiniens zu verstehen."

Kurz vor dem Tod von Papst Johannes Paul II. (bürgerlicher Name Karol Józef Wojtyla) kam es zu schweren Spannungen mit Präsident Néstor Kirchner in Argentinien. Kirchner war ein argentinischer Politiker. Vom 25. Mai 2003 bis zum 10. Dezember 2007 war er Präsident von Argentinien und ab dem 4. Mai 2010 bis zu seinem Tod erster Generalsekretär der Union Südamerikanischer Nationen.

Der vom Vatikan bestimmte und vom argentinischen Staat bezahlte Militärbischof Antonio Basetto hatte damals im Zorn gesagt, die Befürworter eines Abtreibungsrechts sollten ins Meer geworfen werden. Das allerdings hatten die Militärs während der Diktatur mit ihren Opfern getan, und die Kirche hatte damals vor allem geschwiegen. Im Jahr 2010 erklärte der ehemalige Jesuit Miguel Ignacio Mom Debussy, der Bergoglio als Chauffeur gedient hatte, dass sich dieser während der Diktatur mehrfach mit dem Mitglied der Junta, Emilio Massera, getroffen hätte.

Der Philosophieprofessor an der Universität von Buenos Aires, Leandro Pastor, beschrieb Bergoglio als ausgeglichen und lobte seine besondere Beziehung zu den Menschen (BBC; Elliott Gotkine 18.04.2005). Er ist ein sehr einfacher Mensch. Er ist sehr streng. Und ich glaube auch, er ist ein intelligenter Mann. Er zeichne sich durch Demut aus und lebe in einer bescheidenen Wohnung, anstatt einem Luxus-Amtssitz, so Pastor, der Bergoglio nach eigenen Angaben seit über 25 Jahren kenne.

Laut Monsignore Osvaldo Musto, würde der Erzbischof Bergoglio auch eine gute Wahl sein, was den Bezug auf eine Kontinuität anbelangt. "Er ist so kompromisslos wie Papst Johannes Paul II., im Hinblick auf die Grundsätze der Kirche". "Alles, was es z.B. in Bezug auf die Sterbehilfe zu verteidigen gibt, oder auch die Todesstrafe, Abtreibung, das Recht auf Leben, Menschenrechte, das Zölibat der Priester, all dies wird fortgesetzt, wenn Bergoglio Papst wird", erklärte er damals.

Ein weiterer positiver Faktor sei laut dem BBC-Bericht im Jahr 2005 (Profile: Cardinal Jorge Mario Bergoglio; 18 April 2005, 12:13 GMT 13:13 UK), dass Bergoglio Italienisch spreche, die offizielle Sprache der Kirche und das die Spuren seiner Vorfahren zurück nach Italien reichten. Hier schrieb man auch, dass er in den letzten 20 Jahren nur mit einer funktionierenden Lunge lebte. Bergoglio kämpfe seit seiner Jugend mit einem Lungen-Leiden.

Bergoglio hat die bisherige kirchliche Lehre in der Frage der Homosexualität bekräftigt. Im Jahr 2010 kritisierte er in einem Brief an die argentinische Regierung mit deutlichen Worten die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Er sprach hier sogar von einem „echten und bitteren anthropologischen Rückfall“. In einem Brief an die Klöster von Buenos Aires schrieb Bergoglio damals: „Lasst uns nicht naiv sein, wir reden nicht von einem einfachen politischen Schlagabtausch; es ist eine destruktive Anmaßung gegen den Plan Gottes. Wir reden nicht über ein bloßes Gesetz, sondern eher eine Intrige vom Vater der Lügen, der die Kinder Gottes zu verwirren oder zu täuschen versucht.“. Die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner kritisierte damals Bergoglios Haltung; sie sagte, der Ton der Kirche erinnere sie an „Mittelalter und die Inquisition“.

Cristina Elisabet Fernández de Kirchner ist eine argentinische Politikerin der Peronistischen Partei und amtierende Präsidentin Argentiniens. Sie ist die Witwe ihres direkten Amtsvorgängers Néstor Kirchner. Sie ist die Tochter von Eduardo Fernández und Ofelia Wilhelm und stammt somit väterlicherseits von spanischen und mütterlicherseits von wolgadeutschen Einwanderern ab. Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 gingen die Kirchners in Río Gallegos ihrer Tätigkeit als Anwälte nach.

Im Februar 2013 hatte Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner angeordnet, Nahrungsmittelpreise einzufrieren, das jüngste Beispiel in einer Serie von verheerenden wirtschaftspolitischen Eingriffen in Argentinien, die das Land erneut in den Untergang reißen werden. Preisfestsetzungen sind normalerweise in Kriegssituationen üblich, werden aber nach Beendigungen des Konflikts meist länger beibehalten. Politiker wissen in der Regel, wie schädlich diese Eingriffe sind, präsentieren sich jedoch erfolgreich als Beschützer des kleinen Mannes vor den “gierigen” preistreibenden Unternehmen und lenken somit von dem eigenen Verschulden an der Inflation und Preissteigungen ab.

Preisfestsetzungen die Güter künstlich billig halten, verkleinern das Angebot, vergrößern die Nachfrage und verringern den Anreiz, diese Güter zu produzieren. Die damit neugeschaffenen Probleme werden dann in aller Regel mit noch mehr Regierungskontrolle und Verstaatlichungen angegangen: Typische Maßnahmen sind Rationierungen, Subventionen und Lohnkontrollen, was wiederum die Faktoren zur Herstellung verknappt. Ein Endresultat wäre eine völlige Planwirtschaft, eine ineffektive Mangelverwaltung.

Kirchner hat jahrelang Statistiken manipuliert, um so die Inflationsrate (real bis zu 20 Prozent) nach unten zu frisieren. Sie wurde bei Schmiergeldskandalen ertappt, bekam einen Rüffel vom IWF für die Fälschung von Wirtschaftsdaten, erpresste ausländische Investoren und nun stürzt sie ausgerechnet Argentinien, das Land mit enormer landwirtschaftlicher Kapazität, in Richtung Nahrungsmittelknappheit und Aufstände.

Wegen der regierungsverschuldeten Inflationsrate müssen die Händler und Hersteller verständlicherweise ihre Preise erhöhen, um so die eigenen Kosten decken zu können. Das Verbot von Preiserhöhungen wird nun dazu führen, dass Importeure von Lebensmitteln die Lieferungen einstellen, um keine Verluste zu machen.

Die Menschen suchen folglich nach Schwarzmarktquellen und erhalten oft fragwürdige Qualität von fragwürdigen Personen. Darüber hinaus wurde dem Zeitungskonglomerat Grupo Clarin verboten, Werbeanzeigen in Zeitungen für Nahrungsmittel zu schalten. Dies erscheint wie eine Bestrafung für die Berichterstattung über die echten Inflationszahlen.

Argentinien ist ein Spiegelbild des Restes der Welt. Überall lügen Regierungen über die Arbeitslosenzahlen, die Inflation und die Staatsschulden. Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 gingen die Kirchners in Río Gallegos ihrer Tätigkeit als Anwälte nach.

Zurück zur Kirche

Nachdem der Papst (Benedikt XVI.) zurückgetreten war, brachte dies den Vatikan wieder zurück in die Schlagzeilen. Im Vorfeld rumorte es auf Grund seines Kammerdieners Paolo Gabriele, der interne Dokumente an die Presse weitergeleitet hatte und von einem Klima der Angst, sowie einem Mafia-ähnlichen Schweigekodex sprach. Die Vatikanbank geriet in das Blickfeld, genauso wie auch verschwundene Personen. Man könne “einen Mord begehen und dann ins Nichts verschwinden.” Auch nach seiner Festnahme gelangten weitere Interna an die Öffentlichkeit.

Zum Beispiel der Mafia-Boss Enrico De Pedis soll eine Milliarde Lire (rund 660.000 Dollar) dafür gezahlt haben, neben ehemaligen Päpsten und Kardinälen begraben zu werden. Er könnte laut den internen Aufzeichnungen eine Rolle gespielt haben, bei dem Verschwinden der 15-jährigen Tochter eines Vatikan-Angestellten.

Der führende Exorzist der katholischen Kirche, der 85-jährige Gabriel Amorth, äußerte den Vorwurf, dass das Mädchen Emanuela Orlandi für die Sex-Partys von Vatikan-Funktionären entführt worden wäre. Ein anonymer Hinweis führte die Polizei zu fremden Knochen in De Pedis Grab.

“Es wurde bereits von Monsignor Simeone Duca gesagt, einem Archivar im Vatikan, der mit Hilfe vatikanischer Gendarmen Mädchen für Parties rekrutieren sollte.” [...] “Ich glaube Emanuela landete in diesem Zirkel.”

Der „International Narcotics Control Strategy Report“ nannte zum erstem Mal die Vatikanstadt als Ort, an dem Geld gewaschen werden könnte. Der Journalist und Empfänger der Geheimdokumente Nuzzi erklärte gegenüber dem SPIEGEL, dass der Papst nicht das Ziel der Enthüllungen sei und Benedikt sich angeblich für mehr Transparenz eingesetzt hätte. Wie dem auch sei, Benedikt ist nur eine Person in einem düsteren Geflecht gewesen, um das sich Spekulationen ranken - hinsichtlich dessen globaler Bedeutung.

“Vatican Assassins”

Im investigativen Journalismus und unter kritischen Historikern gelten die verschiedenen Zirkel hinter dem Vatikan als integriert in die Neue Weltordnung, als Partner der Global Governance-Phalanx aus diversen adeligen Gruppierungen und Banker-Clans. Ein Mann namens Eric Jon Phelps jedoch hält eine einzelne Gruppierung innerhalb des Vatikans für die “unbestreitbare” Führungsmacht auf dem gesamten Planeten: Die Jesuiten.

Sein Buch “Vatican Assassins” war zeitweise enorm trendy und wurde von manchen behandelt wie das letzte Wort in der Angelegenheit. Jeder Zweifler oder Agnostiker im Hinblick auf diese Sichtweise, dass die Jesuiten praktisch die Welt regieren, jeder der nicht permanent auf diese Gruppe fixiert ist, wurde von Horden an Phelps-Fans und dem Meister persönlich verschrien, als Agenten, genauer gesagt als “jesuit temporal coadjutors”.

Inzwischen ist Vatican Assassins eher aus der Mode gekommen. Der Autor war gezwungen zuzugeben, dass er mit israelischen Diamanten handelte, die aus den Kartellen von Oligarchen-Clans stammten, wie DeBeers, Oppenheim, Gertler und Templeman. Israels Emaxon Finance Corp. ist dabei einer der großen Player an Orten wie dem Kongo. Er besucht regelmäßig befreundete politische Hardliner wie Barry Chamish in Israel, nennt sich selbst einen “hebräischen Israeliten” und “Zionisten”, der ein Neues Königreich Israel anstrebe. Soviel zu seiner Unvoreingenommenheit als behaupteter Historiker und Analyst.

Desweiteren glaubt Phelps an esoterische Fantastereien wie die Hohlwelttheorie oder Hörbigers Welteislehre. Hörbiger sah sich als das einzige deutsche Genie, das gegen ignorante Universitätsprofessoren anzukämpfen hatte. Fotografien, die zeigen, dass die Milchstraße aus Milliarden von Sternen besteht, tat er als Fälschungen reaktionärer Astronomen ab. Einem Kritiker schrieb er: „Entweder sie glauben mir und lernen, oder sie werden als der Feind behandelt!“ Im Dritten Reich erfuhr die Theorie einen regelrechten Aufschwung. Führende Nationalsozialisten, darunter Heinrich Himmler, waren Anhänger der Welteislehre. Auch Adolf Hitler soll der Lehre nach eigenen Worten „zugeneigt“ gewesen sein. Laut Phelps seien solche Ansichten biblisch. Die “Jesuitenmiliz des schwarzen Papstes” sei auf Grund dieses nutzlosen Wissens in der Lage, oder werde in der Lage sein, Flugscheiben zu bauen.

Er dankt in seinem Buch dem “The Spectrum Newspaper”, eine braunesoterische Publikation voller Lob für theosophische Lichtgestalten wie Eustace Mullins, die sich wiederum Ezra Pound zutiefst verbunden fühlt, Theosoph und Faschist der für Hitler und Mussolini Radio machte. Die Esoterik-Expertin Constance Cumbey nennt Vatican Assassins ein “New Age Buch mit einer New Age Agenda”. Darin werden die Klassiker der okkulten Literatur zitiert wie “Isis Entschleiert” von Helena Petrovna Blavatsky und “Occult theocrasy” von Lady Jane Queensborough.

Seine Absicht scheint gewesen zu sein, ein protestantisches Publikum in Großbritannien und den USA in eine esoterische Pro-Israel-Richtung zu steuern.

Das Buch Vatican Assassins ist ein ewig langes, konfuses Durcheinander aus Zitaten, Behauptungen und Schlussfolgerungen. Eine häufig angewandte Methode ist der Non Sequitur: Eine Person war an einer jesuitisch dominierten Bildungseinrichtung oder pflegte Kontakte zu einem der gerade einmal 12.000 Voll-Mitgliedern der Jesuiten, schon heißt es, er oder sie hätte prinzipiell im Auftrag der hierarchisch höhergestellten Vatikanagenten gehandelt. Alle anderen wichtigen Gruppen würden selbstverständlich samt und sonders dem Vatikan “gehören”.

Bizarr ist die Liebesaffäre des Autors mit William I. von Orange und Königin Elisabeth I., beide werden wie Heilige verehrt. William wird bezeichnet als der “Vater der religiösen Freiheit”, “zutiefst geliebt von seinem Volk”. Er gab den Juden in Amsterdam so viel Freiheit, dass diese es das “Neue Jerusalem” genannt hätten. Sein Sohn Maurice sei der “großartigste Soldat seines Zeitalters gewesen”. Warum das überschwängliche Lob? Weil sie gegen das jesuitisch beeinflusste spanische Imperium gekämpft hätten.

Königin Elisabeth I. sei von niemand geringerem als Jesus Christus beschützt worden, vor jesuitischen Attentatsversuchen sowie Invasionsplänen der Spanier. Die Geschichte hätte bewiesen, dass die Herrschaft von Elisabeth die “Geburt der religiösen Freiheit, der Mittelklasse und des mächtigen Britischen Imperiums” gewesen sei. “Mögen wir sie niemals vergessen, in all ihrer Herrlichkeit.”

William I. (genannt “der Stille”) entstammte aus dem Hause Nassau und wurde später Prinz von Orange. Der Clan gilt als einer der bedeutendsten der Neuen Weltordnung; Königin Beatrix und ihr Ehemann waren u.a. instrumentell an der Schaffung der Europäischen Union durch die elitäre Bilderberg-Organisation beteiligt.

Königin Elisabeth I. regierte das erste britische Imperium bis zu ihrem Tod 1603. Ein paar Generationen später saßen Verwandte der britisch-deutschen und niederländischen Adeligen auf dem Thron Spaniens.

Eric’s game

Eric Jon Phelps spielt ein verheerendes Spiel. In einer Welt voller kooperierender und konkurrierender Tyrannen sehnt sich der einzelne Mensch nach starken Beschützern und Gemeinschaften. So kommt die Bauernfängerei zustande, wenn man alle Übel hauptsächlich auf eine Gruppe abwälzt und andere Organisationen als freundlich gesinnt und sogar heldenhaft präsentiert. Seine Besessenheit von den Jesuiten ist eine “Mystery Box”, ein künstliches Mysterium das nur solange interessant ist, wie es auch ein Mysterium bleibt. Der Jesuitenorden war und ist eine Mixtur aus einer Sekte und eines Geheimdienstes. Die verwendeten Methoden und Strukturen waren weder von den Jesuiten erfunden worden, noch waren sie irgendwelche Supermänner mit übernatürlichen Kräften.

Eric Jon Phelps sorgte dabei mit seinem Buch Vatican Assassins und seinen ständigen Fatwas gegen ernstzunehmende Personen eher für mehr Vernebelung als Aufklärung, über die Frage, wie einflussreich bzw. selbstständig der Vatikan heutzutage innerhalb der Neuen Weltordnung tatsächlich ist.

Der berüchtigte Professor Johann Adam Weishaupt (Sohn eines Professors an der Universität von Ingolstadt) weihte einst seinen 18-jährigen Schüler Franz Anton von Massenhausen in den Plan ein, eine neue Geheimgesellschaft zu gründen, vorgeblich um den Einfluss der Jesuiten und der Rosenkreuzer einzudämmen. Vor seiner Immatrikulation in Ingolstadt war von Massenhausen bereits in einer geheimen Studentengesellschaft in Göttingen „engagiert“. Diese Organisation diente schließlich als Modell und Schablone für Weißhaupts “Perfektibilistenorden” (Illuminaten) mit dem historischen Gründungsdatum am 1. Mai 1776. Wenig später infiltrierten die „erleuchteten“ Illuminaten zahlreiche Bildungseinrichtungen und studentische Geheimgesellschaften in Deutschland, wo viele neue Agenten mit Lügen über eine vermeintliche Aufklärung rekrutiert werden konnten.

Der deutsch-amerikanische Historiker Klaus Epstein (Harvard & Brown-Universität) erklärte:

Die berühmte Karlsschule in Stuttgart (Schillers alma mater) hatte mehrere Illuminati in ihren Fakultäten. Die Bildungsbewegung, angeführt von Basedow, lehrte Illuminati-Prinzipien. [...] Die Lehrkörper-Positionen boten eine exzellente Hebelwirkung für die Arbeit des zukünftigen Triumphs der Aufklärung: Der prominente Illuminat Leuchsenring diente bspw. als Lehrer des preußischen Kronprinzen, der später Frederick William III wurde (obwohl das spätere Verhalten des Schülers ihn enttäuscht haben musste). Die beiden führenden Studentenorden, die Konstantisten und die Schwarzen Brüder, wurden beide von den Illuminati infiltriert. Üblich waren sehr freundliche Beziehungen und auch direkte Überschneidungen mit den Freimaurern. Weitere bedeutende Orden waren die Amizisten, Unitisten und Harmonisten.

Dem Gründer des Jesuitenordens, St. Ignatius Loyola, wurde im Jahr 1527 vorgeworfen, mit den Alumbrados zu sympathisieren, ein Arm der “Erleuchteten” der aus reformierten Franziskanern und Jesuiten Mitglieder rekrutierte. John Adams schrieb 1816 unverblümt an Thomas Jefferson:

“Falls jemals irgendein Zusammenschluss von Menschen ewige Verdammnis auf Erden und in der Hölle verdient hat, ist es die Gesellschaft von Loyola.”

 

Bild-Quelle: Wikipedia (symbolisch)

  
Bücherindex Bild Link

Weitere Inhalte