US-Regierung: Neue Regeln für digitalen Erstschlag


(C) David B. Gleason, 2008, Bild: Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Sollten Cyberattacken gegen die USA drohen, behält sich einem Bericht der New York Times die US-Regierung das Recht vor, einen digitalen Erstschlag durchzuführen, um die potenzielle Angriffsstruktur auszuschalten. Für Geheimdienste des Landes gelten entsprechende Regelungen, um somit Computernetzwerke im Ausland nach Anzeichen für "mögliche Angriffe" auf die USA zu durchsuchen.

Die Schlüsselrolle zur Überarbeitung der Regelungen bei Cyberattacken hatte demnach der Anti-Terror-Berater der US-Regierung, John Brennan, gespielt. Zuletzt wurde bekannt, dass Brennan neuer Chef des US-Auslandgeheimdienstes CIA werden soll. Den Angaben der Zeitung (online) zufolge, sehen die neuen Regeln für die digitale Kriegsführung ebenfalls vor, dass das Pentagon bei groß angelegten Cyberangriffen direkt aktiv werden kann.

Bei "kleineren" möglichen Attacken solle das Heimatschutzministerium zuständig sein. Der benannte "Erstschlag" könne nur direkt vom Präsidenten angeordnet werden, so die New York Times, die sich auf Regierungskreise berief. Obama selbst hat zuletzt eine solche Cyberattacke gegen ein anderes Land angeordnet, Ziel waren u.a. die Atomanlagen des Iran.

Dazu wurde auch bekannt, dass die Angriffe mit speziellen Computer-Viren und anderen Schadprogrammen bereits unter der Bush-Regierung begonnen hatten. Die geheime Aktion mit dem Codenamen "Olympic Games" wurde von Obama weitergeführt. Anfang Januar 2011 hatte der iranische Atomunterhändler Said Dschalili die USA für die Cyberattacke auf das Nuklearprogramm seines Landes verantwortlich gemacht. Dies hätten iranische Ermittlungen ergeben, sagte Dschalili gegenüber NBC News.

Aus zuletzt ebenfalls bekanntgewordenen Informationen sei in den kommenden Jahren der Ausbau der Abteilung für Cybersicherheit im Verteidigungsministerium der USA von 900 auf etwa 4900 Mitarbeiter geplant. Im Sommer 2009 wurde vermeldet, dass die US-Armee künftig auch ein eigenes Cyberspace-Kommando aufstellen wolle. Die Aufgabe des neuen Kommandos bestehe darin, Angriffe auf sicherheitsrelevante Computernetzwerke in den USA abzuwehren.

Ende September 2010 wurde seitens der US-Regierung und tausender Teilnehmer aus Behörden und Privatwirtschaft ein Großmanöver gegen Cyber-Attacken durchgeführt. Die vom Heimatschutzministerium organisierte dreitägige Übung "Cyber Storm III" war der erste Test für das neue Nationale Zentrum für Cyber-Sicherheit und Kommunikation (NCCIC), das sich die Koordination für den Krisenfall zum Ziel gesetzt hat. Das NCCIC wurde im Oktober 2009 eingerichtet; es soll Regierungsstellen und Privatwirtschaft bei der Abwehr von Cyber-Attacken zusammenbringen.

Ende Januar 2012 wurde bekannt, mit Blick auf Europa, dass die Deutsche Telekom und die Münchner Sicherheitskonferenz planten, einen eigenen Gipfel zum Thema „Sicherheit im Internet“ durchzuführen. Der Cyber Security Summit solle erstmals im September in Bonn stattfinden, sagten Sprecher des Unternehmens und der Konferenz dem "Handelsblatt".

Speziell mit Russland und China gab es immer wieder Auseinandersetzungen bezgl. Cyberattacken. Zum Beispiel Anfang April 2009 hatte das Wall Street Journal einen Bericht gebracht, dem zufolge chinesische und russische Hacker mehrmals in das US-Stromnetz eingedrungen waren. China wies diese Vorwürfe zurück. Zwischenzeitlich gab es immer wieder ominöse Angriffe, um das Thema Cyber-"Sicherheit" zu forcieren.

Anfang Oktober 2012 hatte "Europa" für den Cyberkrieg-Ernstfall geprobt. In 25 EU-Staaten wurden im Rahmen der Übung "Cyber Europe 2012" die Zusammenarbeit von Regierungsorganisationen und Privatunternehmen beim Bekämpfen eines massiven Angriffs mit Hilfe eines Botnetzes erprobt. Über 300 Sicherheits-Experten waren an dem "Kriegsspiel" beteiligt.

Mitte Oktober 2012 hieß es in einem Bericht von Spiegel-Online, dass sich die deutsche Bundesregierung auch konventionelle Gegenschläge bei [besonders schweren] Cyberangriffen vorbehalte. Hier berief sich der "Spiegel" auf die Nachrichtenagentur Reuters. Man berichtete, dass sich ein vertraulicher, zwischen Innenministerium, Auswärtigem Amt, Bundeskanzleramt und Verteidigungsministerium abgestimmter Bericht der Bundesregierung mit möglichen Reaktionen auf einen Cyber-Angriff befasst hätte. Dabei wird ein konventioneller Militärschlag im Falle eines besonders zerstörerischen Angriffs auf kritische Infrastrukturen ausdrücklich nicht ausgeschlossen. "Je nach Eigenart kann ein Cyber-Angriff im Einzelfall als bewaffneter Angriff auf einen Staat zu werten sein", zitiert Reuters aus dem Bericht.

In der vergangenen Woche hatte der deutsche Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gefordert, den Kampf gegen Cyber-Angriffe deutlich auszuweiten, die sich gegen Regierungsstellen und Wirtschaft richten. Da das Leben mittlerweile von Netzen gesteuert sei, müssen entsprechende Kontroll- und Sicherungsmöglichkeiten etabliert werden, hieß es.

Bild-Quelle: Wikipedia (symbolisch)

  
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