Der Paritätische Wohlfahrtsverband

Seitens des deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands hat man nun ein milliardenschweres Soforthilfeprogramm gegen Armut gefordert. Dieses soll einen Umfang zwischen 10 bis 20 Milliarden Euro haben und gegen die vorherrschende Armut in Deutschland eingesetzt werden, heißt es.
Der Hauptgeschäftsführer, Ulrich Schneider, sagte zur Thematik: "Wir haben Armut wirklich auf Rekordniveau". Es würden noch nie so viele Menschen nach der deutschen Wiedervereinigung von Armut bedroht sein, wie es bereits im Jahr 2011 ersichtlich war, trotz gleichzeitig sinkenden Arbeitslosenraten.
Die scheinbar positiven Arbeitslosenstatistiken erkaufe man sich mit Niedriglöhnen oder auch mit prekären Verhältnissen bei der Beschäftigung, so Ulrich Schneider gegenüber dem ARD-Morgenmagazin am Donnerstag.
Es würde ein Phänomen der Zeit sein, dass Armut trotz Arbeit vorherrscht und Deutschland durchzieht. Vor allem die arbeitsmarktpolitischen und auch wirtschaftspolitischen Entwicklungen hätte daran die Hauptschuld.
Dabei betonte er gleichzeitig, dass dieses vorherrschende Problem aber auch von der politischen Seite her hausgemacht sei. "Mit Hartz IV wurde der Weg nach unten freigemacht für die Löhne, alles wurde zumutbar", sagte Schneider.
Durch die damals umgesetzten Sparbeschlüsse im Jahr 2010 sei viel im Bereich "Soziales" abgebaut worden, wie etwa die öffentlich geförderte Beschäftigung. Zudem sei auch das Elterngeld für Hartz-IV-Empfänger gestrichen worden - dazu sagte Schneider: "Das drückt sich jetzt in diesen traurigen Rekorden bei der Armutsentwicklung aus".
Um diese Missstände aus der Welt zu schaffen, müssten langfristige Strukturprogramme umgesetzt werden. Außerdem müsse notwendigerweise auch ein Sofortprogramm gestartet werden. Zu diesem sollten Zuverdienst-Renten, Mindestlöhne, ein höherer Hartz-IV-Regelsatz und auch eine Reform des Wohngeldgesetzes gehören, forderte er.
Außerdem würden die immer weiter steigenden Energiekosten den Menschen das Leben schwer machen. Ein solch vorschwebendes Soforthilfeprogramm könnte etwa zwischen 10 bis 20 Milliarden Euro kosten. Dieses Geld würde auch vorhanden sein, sagte Schneider - denn man hätte in Deutschland circa 4,8 Billionen Euro bei den Privathaushalten auf den Konten.
Deshalb müssten nun die "Reichen zur Kasse gebeten werden". Schneider: "Wir müssen die Vermögensteuer wieder einführen, wir müssen Erbschaftsteuer erhöhen, wir müssen auch über die Spitzensteuersätze bei der Einkommensteuer neu nachdenken".
Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e. V.. (Der Paritätische) ist ein Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege Deutschlands mit Sitz in Berlin. Unter der freien Wohlfahrtspflege versteht man die Gesamtheit aller Hilfen bei sozialer, gesundheitlicher und sittlicher Gefährdung bzw. Not vorbeugend oder heilend zum Wohle der Gesellschaft oder des Einzelnen, die auf freigemeinnütziger Grundlage und in organisierter Form geleistet werden.
