Nach Bombenalarm in Bonn: Mutmaßlich radikale Islamisten im Visier


(C) Traitor, 2006, symbolisch; Bild: Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Nachdem auf dem Bonner Hauptbahnhof eine Tasche mit Sprengstoff gefunden wurde, haben deutsche Ermittlungsbehörden nun zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen. Medienberichten zufolge könnte die Tasche von Islamisten am Hauptbahnhof deponiert worden sein, was Sicherheitskreise wohl dem "Spiegel" (geheimdienstnah) bestätigt haben sollen.

Der festgenommene Omar D. soll seit Jahren als militanter Islamist gelten und in der rheinischen Radikalszene aktiv sein. Schon im Jahr 2008 ist der gebürtige Somalier und sein Kompagnon Abdirazak B. von deutschen Sicherheitsbeamten auf dem Flughafen Köln/Bonn aus einem Flugzeug geholt worden, heißt es. Damals bestand der Verdacht, dass sich die Männer an Anschlägen beteiligen und als Selbstmordattentäter im sogenannten Heiligen Krieg sterben wollten.

Die deutschen Ermittler sollen damals unter anderem auch einen Liebesbrief Omars an eine junge Frau als Abschiedsschreiben ausgewertet haben und gingen davon aus, dass die Männer in den Heiligen Krieg ziehen wollten, um zu sterben. Omar D. und Abdirazak B. kamen dem "Spiegel" zufolge jedoch bald darauf wieder frei.

Damals hegte man anscheinend die Befürchtungen, dass sich das damals festgehaltene Duo in ein Terrorlager der radikal-islamischen Schabaab-Milizen absetzen könnte. Nach einer Einschätzung des NRW LKA, im Lagebericht 2010, sei Omar D. und sein Weggefährte Teil der Ultraradikalen in der Bonner Szene.

Die "Deutsche Schabaab" wurde dabei als Extremisten-Gruppe eingestuft und auch mit einer Gewaltbereitschaft eingeschätzt. In einem Bericht vom deutschen Magazin Focus heißt es, dass Omar D. und Abdirazak B. nun im Verdacht stehen sollen, die Sprengstofftasche am Hauptbahnhof zu Bonn deponiert zu haben.

Am vergangenen Montag war wegen dieser ominösen Tasche ein Bombenalarm am Bahnhof ausgelöst worden. Nach offiziellen Angaben der Polizei befand sich wohl "potenziell zündfähiges Material" in der Tasche. Einem Bericht des deutschen Magazins "Spiegel" zufolge waren in der Tasche neben Gas, Ammoniumnitrat und einem Wecker auch ein Metallrohr und Batterien.

Ob diese Komponenten so miteinander verbunden waren, dass sie explodiert wären, sei derzeit nicht zu sagen. Die Ermittlungen von Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes (LKA) seien derzeit noch nicht abgeschlossen.

Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, war die Tasche mit dem Sprengstoff einem 14 Jahre alten Schüler aufgefallen, weil der Besitzer der Tasche sich schnell entfernt und mehrmals umgeschaut hatte. Der Bombenalarm in Bonn weckt auch Erinnerungen an zwei fehlgeschlagene Anschläge im Jahr 2006. Damals deponierten Männer auf dem Kölner Hauptbahnhof zwei Kofferbomben in Regionalzügen nach Hamm und Koblenz, welche jedoch nicht explodierten.

Beide Kofferbomber (auch Kofferbomber von Köln genannt) waren von den Überwachungskameras im Kölner Hauptbahnhof gefilmt worden. Nach den Tätern konnte also mit Bildern und Videofilmen gefahndet werden. Die Ermittlungen wurden von der damaligen Generalbundesanwältin Monika Harms geleitet.

Laut Aussage des Sprengstoffexperten Bodo Plewinsky waren die Sprengsätze dilettantisch gebaut und unfähig zur Explosion, Plewinsky stütze sich bei dieser Aussage auf die öffentlichen Angaben. Der genaue Aufbau der Bombe wurde nach Angaben des BKA nicht genannt, um Nachahmern keine Anleitung zu geben.

Zum aktuellen Fall bestätigte die Staatsanwaltschaft am Dienstagabend, dass zwei Männer in Gewahrsam genommen worden seien. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn am Dienstag auch mitteilte, gelten die beiden Personen derzeit aber noch nicht als tatverdächtig.

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach sagte, die Bonner Islamisten-Szene bereite den deutschen Behörden Sorge, weil es dort aus religiöser, ideologischer Verblendung durchaus die Bereitschaft zu Gewalttaten und sogar Terroranschlägen geben würde.

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, warb um Verständnis für die zurückhaltende Informationspolitik: "Ich weiß, dass das im Krimi viel schneller geht. In der Realität muss man schon genauer untersuchen, bevor man mit Informationen an die Öffentlichkeit geht."

Bild-Quelle: Wikipedia (symbolisch; kein Bezug; zeigt: "Hbf Bonn/Halle, Gleis 1,2")

  
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