NSU: Terror in Deutschland, eine Fragerunde mit Wolfgang Wieland


NSU Terror in Deutschland

Die Ausmaße im deutschen NSU-Skandal scheinen immer weitere Kreise zu ziehen. Im „Spiegel“ titelt man mittlerweile nicht nur von "Schweigen, verschlampen, vertuschen", auch "unfassbare Fehler und Pannen" sind mittlerweile der Tenor in der Presselandschaft. Auch im NSU-Untersuchungsausschuss selbst werden immer krassere Pannen der deutschen Behörden aufgedeckt. Im „Tagblatt“ hat man nun, mit Wolfgang Wieland, eine Fragerunde zum NSU-Terrorismus in Deutschland abgehalten.

Wieland sagte zu den neusten Informationen, dass ein V-Mann des Berliner LKA Sprengstoff an die Terrorgruppierung NSU geliefert hat. Dass "wir offiziell nichts wissen". Bereits im März 2012 fragte man das Land Berlin, ob weitere Informationen bezgl. der NSU vorliegen. Offiziell hieß es bereits damals, dass angeblich keine Erkenntnisse vorliegen würden. Auf der Namensliste, so Wieland, stand auch der V-Mann Thomas S. - auch hierzu gab es angeblich keine Erkenntnisse die mittgeteilt werden konnten.

Im Juli 2012 hatte der NSU-Untersuchungsausschuss ein weiteres Mal um Auskunft zur NSU-Angelegenheit gebeten. Auch zu diesem Zeitpunkt hieß es ein weiteres Mal, dass keine neuen Informationen vorliegen. Wieland stellte sich daher die Frage, warum das Land Berlin den Ausschuss bis heute nicht über die doch vorhandenen Informationen zur NSU unterrichtet hatte. Der Innensenator von Berlin, Frank Henkel (CDU), muss sich nun erklären. Aber auch von dessen Vorgänger, Erhart Körting (SPD), wolle man wissen, warum das Landeskriminalamt (LKA) Berlin an einen Mann geraten ist und diesen angeworben hat, der Sprengstoff an die gesuchten Neonazis der NSU weiterleitete.

Weiterhin wurde in dieser Fragerunde gefragt, ob mittlerweile Akten zu diesem Fall einsehbar gewesen sind. Hierzu gab Wieland an, dass man diese Frage auf der einen Seite mit Ja und auf der anderen Seite mit Nein beantworten müsse. Zwar habe der Generalbundesanwalt Informationen an den Ausschuss gegeben, jedoch erst als "der Spiegel an der Sache dran war".

Ebenfalls stellte man Wieland die Frage, warum bei der deutschen Generalbundesanwaltschaft eine neue zusammengestellte Akte zu Thomas S. gelöscht wurde, ob es für diesen Schritt der Vertuschung von Informationen und Erkenntnissen durch deutsche staatliche Strukturen eine vernünftige Begründung gibt? Hierzu meinte Wieland, dass es keine vernünftige Begründung dafür gibt, dass auch dieses Material gelöscht wurde. Wieland sagte dazu, dass es offiziell um einen angeblichen Datenschutz ginge, beim Bundesamt würde man über diese Ausrede aber wohl selbst lachen.

Außerdem, so Wieland, sollte dem Ausschuss möglicherweise glauben gemacht werden, dass bereits alle vorhandenen Informationen vorliegen und dem Ausschuss zugeleitet worden sind. Doch dies kann nicht sein, wenn selbst die neu zusammengestellte Akte von Thomas S. ebenfalls gelöscht worden ist. Wieland meinte direkt, dass dies wohl die schlimmste Schredder-Aktion ist, „von der wir wissen“.

Hierbei hat Wieland sicherlich recht, die Behörden selbst sitzen auf den Informationen und können, im Fall der Fälle, handeln und agieren wie sie wollen. In Notsituationen kann man sich hierbei durchaus interessante Gedankenansätze vorstellen, was vielleicht noch so für Aktenmaterial absichtlich vernichtet worden ist, nachträglich zusammengefälscht oder Informationen derart transformiert wurden, dass sie nun "in passende Kanäle" geleitet werden.

Auf die Frage, ob es eine Schlamperei deutscher Behörden war oder gar eine bewusste Vertuschung, gar ein Komplott vorliegt, sagte Wieland. Dass er von derartigen "Verschwörungstheorien" nichts halte. Es sollten vielmehr "unfassbar viele Fehler und Pannen", seitens deutscher Behörden, vertuscht werden.

Ob Wieland hier richtig liegt und aus der „Verschwörungstheorie“ nicht gar eine „Verschwörungspraxis“ wird, muss abgewartet werden. Die bisherig bekanntgewordenen Erkenntnisse zur NSU-Zelle (eine Bienenwabe hat meist mehr als eine Zelle) sind aber durchaus als "ausbaufähig" anzusehen.

Wie ein solches Geflecht von staatlich-unterstütztem Terrorismus funktionieren könnte, hat man bereits in der Vergangenheit sehen dürfen (siehe auch Literaturhinweis, GLADIO – Nato-Geheimarmeen in Europa: Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung, DR. DANIELE GANSER, UNI Basel, ISBN: 978-3280061060).

In diesem Zusammenhang möchten wir auf einen aktuellen Artikel verweisen, der eine sog. „Strategie der Spannung“, durch Ferdinando Imposimato, Ehrenpräsident des obersten italienischen Gerichtshofs, beschreibt. Damals wurden ab den 1950er Jahren in Italien und anderen europäischen Ländern inszenierte Morde, Terroranschläge und so weiter durchgeführt.

Angeleitet wurden diese menschenunwürdigen Dinge von der NATO und dem US-Auslandsgeheimdienst CIA welche (im Verbund mit anderen geheimdienstlichen Strukturen in Europa) dieses zellenartige Netzwerk formten.

In dem betreffenden Fall, siehe Link, geht es um die Bestrebungen von Ferdinando Imposimato, Ehrenpräsident des obersten italienischen Gerichtshofs, dass die Drahtzieher, hinter den Anschlägen des 11. September 2001, vor den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den-Haag gestellt werden sollen.

Zum Artikel:
11. September Terror: Ferdinando Imposimato will Terroranschläge nach Den-Haag bringen

Weiterhin möchten wir an dieser Stelle auf den damaligen Fall der durch die NSU ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter hinweisen. Entsprechende Informationen können Sie aus der verlinkten Quelle von "DerWesten" nachlesen.

Bei diesem Mordfall gab es damals den medialen Skandal, dass DNA-Proben derart verändert wurden, dass diese "das mysteriöse Phantom" (den Mörder) nicht mehr überführen konnten. Heute wissen wir, dass die NSU auch diesen Mord begangen hat.

Die Behörden gingen damals zwar fälschlicherweise davon aus, dass irgendwelche Mafia-Freaks aus Italien für den Mord zuständig gewesen waren, mit den aktuellen Irritationen von "Schweigen, verschlampen, vertuschen" (NSU) kann sich hieraus aber gerne die Frage ableiten lassen, wie diese wichtigen DNA-Spuren damals "nicht mehr brauchbar gemacht worden sind" und wieso man sich eine Italien-Mafia-Story aus den Fingern gesogen hat?

 

Quelle: Tagblatt, DerWesten - Bild: zeigt NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt u. Uwe Mundlos [bka]

  
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