Brandbrief: Deutsche Banken legen sich mit Ratingagenturen an


(C) B64, 2008, Quelle: Wikipedia (CC BY 3.0)

Gerade im Zusammenhang mit der Eurokrise ist vielen Menschen der zuvor unbekannte Begriff "Ratingagentur" ein wenig näher gebracht worden. Den drei bekannten US-Ratingagenturen Fitch, S&P und Moodys wird von verschiedenen Kreisen eine gezielte Manipulation vorgeworfen, um Länder in der Eurozone „gegen die Wand fahren zu lassen“. Ob dies stimmt oder nicht wollen wir an dieser Stelle nicht beurteilen.

Wir wollen hier kurz auf einen "interessanten Umstand" hinweisen, welcher sich nun in Deutschland, gegen die Ratingagenturen, zu formen scheint. Nach Informationen von Financial-Times-Deutschland sollen deutsche Banken gegen die US-Ratingagenturen aufbegehren. Dies äußerte sich so, dass durch drei deutsche Verbände ein Brandbrief an S&P geschickt worden ist.

Schon im Februar 2012 hatten die deutschen Konzerne RWE, Siemens und Daimler gegen die allgemeine Preispolitik von S&P aufbegehrt. Nunmehr zieht auch die Bankenbranche in Deutschland hinterher. Anlass zu diesem nun bekanntgewordenen Brandbrief soll vor allem die "intransparente Gebührenpolitik" der Ratingagenturen sein.

Einem Kenner der Materie zufolge, nach FTD-Informationen, soll es sich bei diesem Schreiben aber nicht um eine spezifische Ausrichtung, speziell auf S&P gerichtet, handeln, vielmehr werden mit diesem Brandbrief die drei großen Ratingagenturen (S&P, Moody's und Fitch) angegriffen. Warum man hierbei den "Brandbrief" nur an eine Ratingagentur (S&P) geschickt hat, dürfte Bände sprechen (zumindest für jene, die das Thema der Ratingagenturen schon ein wenig länger verfolgen).

Ob es sich bei diesem Angriff der deutschen Bankenbranche, gegen die US-Ratingagenturen, um eine gezielte Attacke handelt, welche den Sinn hätte, dass die Ratingagenturen dahingehend getrieben werden sollen, um eine möglichst transparente Preispolitik an den Tag zu legen, ist nicht bekannt - man kann aber aus theoretischer Sicht zumindest davon ausgehen. Aber nicht nur der dadurch provozierte Zwang, dass die Ratingagenturen mehr Transparenz üben sollen, wäre ein möglicher Grund.

Ein weiterer wäre auch, dass mit diesem Vorstoß kartellrechtliche Untersuchungen angeschoben werden sollen. Dass es bei den Ratingagenturen „gewisse Absprachen“ gibt, dass müsste mittlerweile selbst "ein Blinder mit Krückstock" deutlich erkennen können. Ein nicht genannter Finanzmanager wird bei der FTD mit den Worten zitiert: "Wenn eine Agentur die Preise erhöht, dann dauert es nicht lange, bis die nächste nachzieht. Das ist wie bei den Tankstellen". Dieser Satz dürfte deutlich machen, welche tatsächliche Machtkonzentration beim Dreiergespann der Ratingagenturen liegt.

Nach offiziellen Angaben sollen die drei bekannten US-Ratingagenturen (S&P, Moody's und Fitch) etwa 95 Prozent des Marktes beherrschen und unter sich aufgeteilt haben. Rechtlich gesehen ist diese "Dreier-Konstellation" derzeit nicht angreifbar. Zumindest solange nicht, bis dieses Dreigespann dabei ertappt wird, ihre gegenseitige Umarmung so fest auszuleben, dass daraus eine offene Beziehung entstehen könnte. Nach offiziellen Angaben, durch die Ratingagenturen, meinen diese stets, dass eine transparente und faire Preispolitik betrieben wird.

Dass es sich hierbei wohl um einen Art Marketing-Gag handelt, dürfte vielen in den letzten Jahren deutlich aufgefallen sein. Unklar ist aktuell jedoch, wer "die treibende Kraft", hinter diesem Vorstoß der deutschen Bankenbranche, gegen die US-Ratingagenturen ist. Manche munkeln, es könnte die Deutsche Bank sein. Ob dies wirklich so ist, bleibt Spekulation - auch aus dem FTD-Artikel geht hier nicht genaueres hervor.

Quelle: FTD - Bild: Wikipedia (Bild zeigt "Standard & Poor's Headquarters")

  
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