Rückblick auf die Konjunktur vor der New-Economy Blase


(C) Mike Fleming, 2008, Quelle: flickr (CC BY 2.0)

Wie soll man eine Wirtschafts- und Geldkrise vorhersagen können? Diese Frage ist sicherlich eine der interessanteste, inmitten der aktuell grassierenden Eurokrise. Eines weiß man hinterher sicherlich immer. „Man ist schlauer als vorher“. Doch wie sieht es aus, wenn wir uns alte Krisenzeiten anschauen? Für einen solchen Vergleich kann man sich ruhig der bekannten New-Economy Blase widmen.

Die Konjunktur wurde auch hier bereits im Vorfeld von einigen Experten "vor einem Kollaps" gesehen, was schließlich auch eingetreten ist. Zwar nicht in der totbringenden Form wie es in den aktuellen Tagen, rund um die Welt der Fall ist, aber immerhin sagten die damaligen Prognosen zur Konjunktur einiges darüber aus, was da noch kommen wird und dann auch gekommen ist - aber nun, wagen wir noch einmal einen Blick zurück, in jene Tage vor der New-Economy Blase 2000-2001.

In den Vereinigten Staaten darf weiter über eine Anhebung der Zinsen spekuliert werden. Für eine erneute Straffung der geldpolitischen Zügel sprechen das hohe Expansionstempo der US-Wirtschaft und die Spannungen am Arbeitsmarkt. Eine Verstärkung des Preisauftriebs ist weiterhin nicht zu erkennen. Während sich in Westeuropa die Anzeichen für eine Kräftigung der Konjunktur mehren, hat in Großbritannien die Gefahr einer Überhitzung zugenommen.

In Japan ist nach der kräftigen Zunahme der wirtschaftlichen Tätigkeit im ersten Vierteljahr 1997 wegen der Erhöhung der Verbrauchssteuern im zweiten Vierteljahr mit einer Korrektur zu rechnen. Die starken Impulse von der Auslandsnachfrage, stimuliert durch die Abwertung des Yen, lassen jedoch eine Fortsetzung der Belebung in der zweiten Jahreshälfte erwarten. Im Frühjahr 1997 mehren sich die Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung in Deutschland.

Für das erste Vierteljahr erwarten wir einen Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes um 1/2% gegenüber Vorquartal. Das Bild der deutschen Wirtschaft ist jedoch nach wie vor gespalten. Bei weiterhin schwacher Inlandsnachfrage bleibt die Ausfuhr Motor der Konjunktur. Die ostdeutsche Wirtschaft ist vom Anpassungsprozess in der Bauwirtschaft besonders betroffen. Insgesamt gleichen sich die Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes zunehmend an das westdeutsche Niveau an.

Die Aufholkräfte sind damit weitgehend erlahmt. Bis zuletzt hat sich die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtert. Wir rechnen jedoch mit einer Erholung im weiteren Jahresverlauf. Bei deutlich gestiegener Kapazitätsauslastung und Ausschöpfung möglicher Spielräume bei der Arbeitszeit werden Neueinstellungen erforderlich. Die Entwicklung der Verbraucherpreise in Westdeutschland blieb bis zuletzt überraschend günstig. Angesichts der noch schwachen Konsumkonjunktur in der ersten Jahreshälfte 1997 rechnen wir für den Rest des Jahres mit niedrigeren Teuerungsraten.

Wir haben unsere Preisprognose von bisher 1,8% im Jahresdurchschnitt auf 1,5% korrigiert. Bis Anfang 1998 sind - ohne Anhebung von Verbrauchsteuern - keine Preissteigerungsraten von 2% zu erwarten. Die rasche Annäherung von M3 an den Zielkorridor (im April annualisiert 6,7% gegen viertes Quartal 1996) wird die Bundesbank darin bestärken, die Geldmarktsätze auf absehbare Zeit auf dem jetzigen Niveau zu halten. Allerdings kann hinsichtlich des Geldmengenwachstums noch keine Entwarnung gegeben werden.

Die Steuerausfälle der Gebietskörperschaften 1997 in Höhe von 18 Mrd DM gegenüber der Steuerschätzung des vorigen Herbstes bringen die öffentlichen Haushalte in noch größere Bedrängnis als zuvor (Finanzierungsdefizit: 124 Mrd DM). Ohne weitere Maßnahmen wird daher der Referenzwert für das öffentliche Defizit nach dem Maastrichter Vertrag mit 3,4% verfehlt.

Auch im nächsten Jahr wird die Haushaltslage aufgrund von Steuermindereinnahmen gegenüber den Plänen angespannt bleiben; die Deckungslücke bewegt sich auf der Höhe des Vorjahres und ist damit wesentlich höher als bisher erwartet (108 Mrd DM). Ob eine Höherbewertung von Währungsreserven der Bundesbank das Defizit in der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen 1997 verringern würde, ist zurzeit nicht klar. Deshalb und wegen der ungünstigen Finanzlage 1998 bleiben Steuererhöhungen ein Thema.

Bild: flickr

  
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