Drogen, Medikamente und Folter - das Leben in Guantanamo


(C) Marion Doss, 2002, Quelle: flickr (CC BY-SA 2.0)

Dass der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete US-Präsident Barack Obama seine Versprechung Guantanamo zu schließen nicht erfüllt hat, ist für jeden sichtbar. Viele US-Amerikaner zeigten sich bitter enttäuscht von Obama, als er nach der Präsidentenwahl wieder von der Schließung Guantanamos abgerückt ist.

Dabei wäre eine Schließung keine schlechte Wahl gewesen, zumindest aus jenem Hintergrund, da in Guantanamo anscheinend menschenunwürdige Praktiken ablaufen. Hinter verschlossenen Türen versteht sich, perfekt abgeschirmt von der Öffentlichkeit.

Die Vorwürfe, dass in Guantanamo mit Foltermethoden vorgegangen wird, sind keine neuen. Diese Hinweise halten sich bereits seit einigen Jahren. Neue Informationen aus dem sogenannten Informationsfreiheitsgesetz lassen nun zumindest einen kleinen Lichtspalt in die Dunkelheit um Guantanamo werfen. In den Gräueln des angezettelten Irak- und Afghanistankrieges wurden nicht nur in den Ländern selbst massenweise Menschen dahingerafft, auch die sogenannten "verschleppten Terroristen" wurden und werden teils unter menschenunwürdigen Bedingungen behandelt.

Eines der Epizentren ist hierbei Guantanamo. Aber nicht nur dieser bekannte Stützpunkt dient den USA zur Folterung von "Staatsfeinden". Ebenfalls in Afghanistan und dem Irak gibt es ähnliche, gut versteckte und geheime Anlagen. Weitere werden in der ganzen Welt verstreut vermutet. Die nun jüngst aufgekommenen Vorwürfe zu den Gefangenenlagern in Guantanamo, Irak und Afghanistan wiegen dabei schwer.

Nicht nur die üblichen harten Verhörmethoden sollen demnach zur Anwendung gekommen sein, auch sollen dort spezielle "Psychoprogramme" umgesetzt werden, die das Ziel haben, den jeweiligen "Terroristen" psychologisch zu brechen. Generell nennt man diese Methodik in der Fachwelt auch: "Die Methoden zu Unterwerfung eines Feindes". In diesem Zusammenspiel von Folter und psychologischer Qual gesellen sich, einem Telepolis-Artikel zufolge, auch Drogen und psychoaktive Substanzen dazu, welche von den "Folterspezialisten" der US-Regierung eingesetzt werden.

Wie aus den jüngst veröffentlichten Informationen aus dem Informationsfreiheitsgesetz hervorgeht, sollen die Gefangenen hierbei zwangsweise mit Drogen und psychoaktiven Substanzen "in Kontakt gekommen sein", oder besser ausgedrückt: Es wurde ihnen zwangsweise "reingeschoben". Teilweise sollen die Drogen auch unter vorgespielten und falschen Tatsachen zugeführt worden sein.

Interessant ist dieser Aspekt im gesamten Folterspektrum sicherlich, denn auf der einen Seite werden Kleinkriminelle mit "einer Tüte Hanf oder ähnlichem Zeugs" zum Schwerverbrecher abgestempelt, auf der anderen Seite nutzt der Staat anscheinend selbst brisante Mengen an, zumindest offiziell, illegalen Drogen, um die eigenen Ziele vorantreiben zu können. Der rechtliche Aspekt, warum derartige Methoden im Irak, Afghanistan und Guantanamo durchgeführt werden, sollte klar sein, zumindest dann, wenn einem nun der Begriff "Niemandsland, oder militärisch besetzte Zone" in den Kopf kommen.

Mit dem Umgang von offiziell als illegal deklarierten Drogen und ähnlichen Substanzen hat die US-Administration, bzw. deren Geheimdienste (spezielle Abteilungen) und gewisse Teile des militärischen Komplexes, in den letzten Jahrzehnten einiges an Erfahrungen sammeln dürfen, auch wenn es sich dabei in der Regel um gesetzeswidrige "Operationen" gehandelt hat. Speziell in einem Kriegsgebiet lassen sich hier interessante Ansätze formen, derartige Tests mit Drogen durchzuführen.

Der allgemeine Umstand, in einem von Krieg gezeichneten Land, ist geradezu ideal. Und sollte man derartige Umstände nicht parat haben, bieten sich für einen Staat, mit seinen gewaltigen Ressourcen, interessante Möglichkeiten, einen solchen Umstand doch noch "herbeizuführen". Die nun veröffentlichten Informationen von Truthout, welche aus dem sogenannten Informationsfreiheitsgesetz stammen, zeigen deutlich, in welchem Umfang hier vorgegangen wird.

Anbei sei noch zu erwähnen, dass die damalige Bush-Administration starke Bemühungen in Gang gesetzt hatte, die generelle Geheimhaltung noch weiter zu verstärken und diese gleichermaßen zu vertiefen. Die Erlangung derartige Informationen aus dem Informationsfreiheitsgesetz gestaltet sich aber trotz seiner gegebenen Existenz als äußerst schwierig und vor allem zeitaufwendig.

Für die nun zugänglich gemachten Informationen sind beinahe zwei Jahre ins Land gegangen, und selbst diese Informationen scheinen nicht komplett zu sein. Beziehungsweise sind derartig geheimen, oder mit einer unteren Geheimstufe klassifizierte Dokumente, meist auch nicht nur unvollständig, sondern gleichermaßen auch in weiten Teilen zensiert (geschwärzt). Dieser Umstand lässt einen also nur "an der Oberfläche" des großen Ganzen kratzen. Einen wirklich tiefen Einblick, in die vergangenen und aktuell geheimen Geschehnisse, kann dadurch nicht erlangt werden.

Der Generalinspekteur, welcher u.a. mit diesen Untersuchungen beschäftigt ist, geht, nach einem Bericht der "Washington Post", aktuell den Vorwürfen nach, die mehrere Ex-Gefangene vorgetragen hatten. Demnach sollen diese mit Drogen und psychologischer Folter dazu gebracht worden sein, Geständnisse abzulegen welche beweisen sollten, dass jene "Terroristen" und "schlecht auf die USA zu sprechen" sind. Anbei finden Sie Quellen und weiterführende Verweise zu interessanten Artikeln, rund um die Machenschaften der US-Geheimdienste, im Zusammenspiel mit professionellen Psychologen und Ärzten, die für den Staat im Dienst stehen und derartige Methoden durchführen.

Bild-Quelle: flickr, 020110-N-6967M-513 von Marion Doss

Quellen:
Wurden Gefangenen in Guantanamo bei Verhören psychoaktive Drogen gegeben?
Documentcloud: Pentagon inspector generals report investigation
DoD Report Reveals Some Detainees Interrogated While Drugged, Others "Chemically Restrained"
WP: Detainees Allege Being Drugged, Questioned
Ärzte und Psychologen als Folterknechte
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