Bargeldverbot: In Italien darf ab 2013 nur noch mit max. 50 Euro Bargeld bezahlt werden


(C) Vaughan Leiberum, 2007, Quelle: flickr (CC BY 2.0)

Update - 15-09-2012:

Die Zahlung mit Bargeld soll in Italien weiter eingeschränkt werden. Aus einer aktualisierten Meldung von STN geht hervor, dass die neuen Regelungen zur Zahlung mit Bargeld aufgeschoben worden sind. Demnach müssen Kaufleute und Unternehmer Zahlungen von Beträgen über eine bestimmte Summe mit Kredit- oder Bankomatkarte akzeptieren. Diese Regelung wurde um ein Jahr, auf 1. Januar 2014, verschoben, wie es bei SuedTirolNews heißt.

In einem ursprünglichen Entscheid des römischen Ministerrats wurde benannt, dass ab 2013 Bürger Beträge über 50 Euro nur mehr mit Kredit- oder Bankomatkarte bezahlen dürfen. Das neue Dekret (Wirtschaftliche Entwicklung) zielt nun darauf ab, dass generell ein Aufschub veranlasst worden ist. Im neuen Dekret ist keine Rede mehr von Maßnahmen, dass Bürger zur Kredit- oder Bankomatkarte gezwungen werden. Auch die Bestrebung von einem Verbot von Barzahlungen über 50 Euro ist entnommen worden.

Durch diese neuen Maßnahmen der italienischen Regierung möchte man Geldwäsche und Schwarzgeldzahlungen unterbinden, die zuvor benannten massiven Einschränkungen schienen aber selbst in den eigenen Reihen auf Widerstand zu stoßen. Seit Juli 2012 sind Barzahlungen über 1000 Euro in Italien (Erfassungspflichtig) verboten.

Vom 07-09-2012:

Aus Informationen der Nachrichtenplattform Wirtschaftsblatt geht hervor, dass Bargeldzahlungen in Italien drastisch eingeschränkt werden sollen. Ab dem Jahr 2013 (Juli) sollen in Italien nur noch Bargeldzahlungen getätigt werden können, die 50 Euro nicht übersteigen. Der Ministerrat in Rom hat diese Maßnahmen mit dem heutigen Tag vorgeschlagen.

Durch diese Maßnahme, so heißt es von offizieller Seite, soll angeblich "Geldwäsche" und "Schwarzgeldzahlungen" gestoppt werden. Bereits seit Juli 2012 sind Barzahlungen von über 1000 Euro in Italien verboten. Schon lange treibt man Bestrebungen voran, die ein mögliches Bargeldverbot durchsetzen sollen.

Zuletzt zeigten verschiedene Banken, dass diese von bargeldlosen Zahlungen regelrecht begeistert sind. Als positive Umstände für den Bargeldlosen-Zahlungsverkehr werden hier meist jene Punkte angeführt, dass es z.B. deutlich "schneller", "leichter" oder auch "praktikabler" sei, ohne Bargeld zu bezahlen.

Dass den Menschen ohne das Bargeld jedoch die real und physisch greifbare Materie Geldscheine und Münzen entzogen wird, scheint jenen Kontrollfreaks eher egal zu sein. Die durchaus positiven Eigenschaften von Kreditkarten oder auch die Zahlung mit Smartphones kann hierbei natürlich nicht abgestritten werden.

Die zuletzt geäußerten Bestrebungen, das Bargeld als solches abzuschaffen, um eine neue bargeldlose Gesellschaft zu formen, scheint vielen Mitmenschen in Europa aber eher übel aufzustoßen. Die direkte Kontrolle über das eigene Geld, würde ein solches Bargeldverbot von staatlicher Seite durchgesetzt werden, wäre somit dahin.

Was bleibt wäre eine Plastikkarte oder ähnliches, auf der eine virtuelle, nicht greifbare "Buchgeldsumme" vorhanden ist. Ebenfalls war in der nahen Vergangenheit öfters zu erkennen, dass der Besitz von Bargeld gerne in jene Ecke gestellt wird, welche eher „krimineller Natur“ ist. Hier zog man diverse Marketing-Slogans alla "Bargeld haben nur Steuerhinterzieher" oder gar "Bargeld haben nur Geldwäscher" ins mediale Programm.

Dass es auch erhebliche Nachteile einer "bargeldlosen Gesellschaft" gibt, müsste jedem stringent logisch denkenden Menschen nach mindestens fünf Minuten Überlegung selbst auffallen. Nicht nur dass eine permanente Überwachung aller getätigten Zahlungsvorgänge möglich wäre.

Es können sogar von der ersten Zahlung bis hin zur letzten Zahlung im Leben eines Menschen, alle getätigten Zahlungsvorgänge analysiert und abgefragt werden. Sollte man gegen einen möglichen neuen "Staat" (welcher nicht „unbedingt“ einem heutigen entspricht) aufbegehren, könnte man sich auch jene Umstände vorstellen, dass per Kopfdruck das virtuelle Geld "weggezaubert" wird und ein von derartigen Maßnahmen betroffenes Individuum somit aus der Gesellschaft "herauskatapultiert" wird.

Dies sind natürlich nur einige "interessante Gedankenansätze", viele weitere würden durch stetig voranschreitende Überlegungen: "Das muss unbedingt eingeführt werden" - etabliert werden. In jenem zukünftigen Digital-Megagulag würde das Leben, so wie wir es heute kennen, eher nicht lebenswert sein.

Quelle: SuedTirolNews, WirtschaftsBlatt, Update1 - Bild: flickr (symbolisch für "Italien")

 

Weitere Informationen zur Bargeldeinschränkung in Italien, aus italienischen Medien:

Aus einem Artikel von CaniCatti (Italien)

Elektronisches Geld könnte für viele Italiener schon bald das Geld der Zukunft sein, zumindest für Einkäufe von über 50 Euro. Das neue Gesetz soll im Juli 2013 in Kraft treten. Eines der Hauptziele dieser Maßnahme soll der Kampf gegen Steuerhinterziehung sein. Durch die Rückverfolgbarkeit soll es deutlich schwieriger werden, dass Geld bei Steuerprüfungen verschwiegen werden kann. Weiterhin wäre es mit Inkrafttreten des Gesetzes möglich, dass die wirtschaftliche Überwachung eines jeden Bürgers stattfinden könnte. Aber nicht nur dies würde eintreten, auch würde diese Maßnahme sicherlich den Banken gefallen, denn mit jeder elektronischen Transaktion würden diese eine Provision (Gebühr) erhalten.

Es ist daher eher fraglich, ob die Italiener dies über sich ergehen lassen wollen. Bereits in der nahen Vergangenheit wurden die Italiener Gegenstand von beispiellosem fiskalischem Aderlass. Ob diese Umwälzungen so getragen werden und die Einführung einer beschränkten Nutzung von Bargeld akzeptiert wird, ist fraglich. Ebenfalls würde es vielleicht massive Probleme mit den Zahlungen geben, wenn z.B. ältere Menschen, die noch nicht mit diesem elektronischen Geld vertraut sind, in eine solche Situation hineinkommen. Früher oder später würde das Geld vollständig durch elektronisches Geld ersetzt werden. Dies zählt zu einem "Teil des Fortschritts" (des Dekrets Entwicklung)...

Original auf canicattiweb.com/2012/09/08/bancomat-oltre-i-50-euro-scelta-prematura-che-affossa-i-consumi/

 

Aus einem Artikel von Statoquotidiano (Italien)

Zahlungen über 50 Euro nur noch mit elektronischem Geld? Für den Präsidenten des Confcommercio Veneto, Massimo Zanon, ist dies eine Entwicklung die nach Rache schreit. Zudem sei es eine Unannehmlichkeit für den Verbraucher in Italien und auch die Touristen würden diese Entwicklung negativ sehen. Außerdem würde eine deutliche Belastung auf die Händler des Landes zukommen.

"Wir modernisieren nicht unser System, sondern ganz im Gegenteil", dies sagte nun der Präsident des Confcommercio Veneto. "Ich frage mich wirklich, wie dieses System gegen Steuerhinterziehung helfen und gleichzeitig eine Rechtsstaatlichkeit zustande bringen soll? Die Menschen sollten selber entscheiden können, ob sie nun eine Kreditkarte oder EC-Karte für den Kauf von Waren nutzen möchten. Zudem würde dieses neue System zusätzliche Kosten produzieren und das ausgerechnet in einer Zeit, wo es sowieso schon Schwierigkeiten im Land gibt. Es ist wirklich eine kalte Dusche für den Verbraucher, wenn ab dem 1. Juli 2013 dieser Vorschlag umgesetzt werden sollte. Wer nach solchen Gesetzesvorschlägen fragt, der sollte nach Hause gehen".

Original auf statoquotidiano.it/07/09/2012/moneta-elettronica-sopra-i-50-euro-zanon-vendetta/97633/

 

Aus einem Artikel von BusinessOnline.it (Italien)

Die Einbringung der elektronischen Karte zur Feststellung der Identität, für Gesundheitsanliegen und die obligatorische Verwendung des elektronischen Geldes für Zahlungen von über 50 Euro. Diese Meldungen stammen aus dem neuen "Dekret für Entwicklung", an dem die italienische Regierung arbeitet. Der italienische Minister (Corrado Passera) für wirtschaftliche Entwicklung sagte zu dem elektronischen Geld: Dass die Weiterentwicklung und Etablierung des elektronischen Geldes maximal vorangetrieben werde.

Es sollte klar sein, dass die Modernisierung der Zahlungssysteme ein wichtiger Punkt für die allgemeine Modernisierung des Landes ist. Zuletzt kritisierte auch die Verbraucherorganisation Codacons diese neuen Bestrebungen, diese sieht in den Maßnahmen "ein weiteres nutzloses Geschenk an die Banken".

Original auf businessonline.it/news/17249/Pagamenti-50-euro-con-bancomat-obbligatori-No-commercianti-e-Governo-frena

 

Aus einem Artikel von News-24H (Italien)

ATM-Zahlungen oder Kreditkarten. Die Ausgaben welche 50 Euro übersteigen, sollen in Zukunft nur noch mit diesen Zahlungsmitteln gezahlt werden können. Diese neue Planung wurde in das Dekret "Entwicklung" eingebracht. Dieses sollte eigentlich bis Ende dieses Monats in Kraft treten, wurde aber auf den 1. Juli 2013 verschoben. Claudio De Vincenti, Staatssekretär für Entwicklung unterstrich in diesem Zusammenhang, dass die Entscheidungen noch nicht endgültig seien. Er meinte: "Derzeit arbeiten wird noch an diesen Umsetzungen." Er kann sich eventuell vorstellen, dass Korrekturen angebracht oder auch Ausschlüsse in verschiedenen Punkten umgesetzt werden.

Auch der Minister für die wirtschaftliche Entwicklung, Corrado Passera, sagte: "Dass die digitale Agenda noch gewisse Grenzen habe. Die allgemeine Frist zur Bereitstellung der landesweiten ATM (Zahlungen) soll aber weiter vorangetrieben werden. Man sollte neue Impulse schaffen, um die Bezahlung auf elektronischem Weg zu fördern. Ebenfalls habe man dann ein wirksames Mittel gegen Steuerhinterziehung in der Hand. Auch solle die Einführung eines elektronischen Rezeptes (Arzneimittel) eingeführt werden. Mit einem Pin-Code könne man sich dann zukünftig die rezeptpflichtigen Arzneimittel in der Apotheke abholen. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit soll zudem eine neue Karte eingeführt werden, auf der sämtliche Gesundheitsinformationen und personenbezogene Daten gespeichert sind".

Original auf news-24h.it/2012/09/bancomat-obbligatorio-per-spese-oltre-50-euro-il-no-di-confcommercio/

 

Buchtipps:

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Ausgespäht und abgespeichert: Warum uns die totale Kontrolle droht und was wir dagegen tun können

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